Elephantine

last update: 06.02.2008
 

Historischer Überblick

 

Auf der Nilinsel Elephantine wurde von Hatschepsut ein kleiner Tempel errichtet, in dem vor allem Satet (Satis), aber auch die beiden anderen Götter der Triade der Kataraktregion, Khnum und Anuket (Anukis), verehrt wurden. Darüber hinaus gibt es ein paar Hinweise (wiederverwendete Blöcke, auf dem nachträglich ihre Spuren verwischt wurden; Reste von Statuen Thutmosis II.), die auf Bautätigkeiten der Hatschepsut im Tempel des Khnum während ihrer Zeit hindeuten (Jarritz, H., Untersuchungen im Bereich des Khnum-Tempels. MDAIK 40, 1984; Niederberger, N., Untersuchungen im Bereich des späten Khnum-Tempels. MDAIK 53, 1997).
Die Tempelanlagen für Satet und Khnum wurden später zerstört oder abgerissen, und durch Neubauten von Nektanebos II. in der 30. Dynastie ersetzt. Archäologisch gesichert ist, dass diese Neubauten keinen älteren Kernbauten mehr enthielten.
Allerdings fanden sich besonders in den Fundamenten des ptolemäischen Satet-Tempels zahlreiche Blöcke aus den Vorgängerbauten des Mittleren Reich und der 18. Dynastie (Kaiser, W., MDAIK 26, 1970), die für Rekonstruktionen der jeweiligen Tempelanlagen herangezogen wurden.
Die vorliegende Seite gibt eine Übersicht über die Entwicklung der Kultstätte der Göttin Satet auf Elephantine.

Kultstätte der Satet
Die seit 1969 durchgeführten Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (DAIK), und des Schweizer Instituts für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde auf der Nilinsel Elephantine lieferten Belege für die Existenz einer Kultstätte an der Stelle des rekonstruierten Tempels der Satet seit rund 3000 v. Chr. Da sich rund um das Heiligtum Besiedlungsaktivitäten bis in die prädynastische Zeit (Naqada II-Periode, 3500 - 3200 v. Chr.) zurückverfolgen lassen (Andraschko, F., MDAIK 53, 1997), könnte die erste Nutzung dieses Kultplatz auch in diese Zeit datieren.
Die heutige Insel Elephantine bestand in der Frühzeit aus zwei Inseln, die durch eine flache, vermutlich sumpfige Senke getrennt waren. Möglicherweise wurde diese Senke nur in Hochwasserzeiten überflutet, im Laufe der Geschichte verschwand sie jedoch ganz (laut OEAE, Stichwort Elephantine, S. 465, während der 1. Zwischenzeit). Rekonstruktionen der Stadtentwicklung für die Zeit bis zum Ende der 4. oder 5. Dynastie verzeichnen noch voneinander getrennte Ost- und Westinsel (gelegentlich findet man auch die Aufteilung in eine Süd-(= Ost-) und eine Nord-(= West)-Insel).
Die Ostinsel war offensichtlich das Hauptsiedlungsgebiet. Der Kultplatz der Satet lag auf der westlichen Seite der dieser Insel, eingeengt zwischen der Senke im Westen und einer östlich gelegenen Festungsanlage. Der Kultplatz lag außerhalb der Siedlung und auch außerhalb der Festungsanlage.
Die Kultstätte befand sich in einer Nische, die von drei Granitfelsen gebildet wurde. Die Granitblöcken ragten bis zu 3.50 m über den Boden der Nische empor. Die Nische war ca. 4 m tief und 3.50 m breit, und öffnete sich nach Osten. Von der Hauptnische zweigte in der Südwest-Ecke eine kleinere Nebennische von 2 m Tiefe und ca. 1 m Breite ab (siehe folgende Zeichnung).
Während der frühen Nutzungsphasen war die Nische vermutlich durch eine Mauer von den Vorbereich getrennt, der Zugang lag vor dem südlichen Felsen. Ob in der Nische Einbauten, z. B. ein umbauter Raum, existierten, lies sich nicht sicher feststellen, da dort der Felsboden etwas ansteigt und ältere Baureste möglicherweise bis auf den Felsgrund abgetragen wurden, bevor mit Neubauten begonnen wurde.
Bereits die Rekonstruktion des ältesten Kultstätte deuten auf einen eingefassten Hof vor der Nische hin, und auf einen Hofzugang auf der rechten (nördlichen) Seite der Hofumfassung. Zwischen der Hofmauer und der Festungsmauer blieb lediglich Platz für einen Umgang um die Kultstätte - eine räumliche Ausdehnung des Kultplatzes war somit unmöglich, solange die Festung in Gebrauch war.


Die Skizze oben zeigt eine Rekonstruktion des Heiligtums in der 6. Dynastie (modifiziert nach MDAIK 33, 1977). Die nach Osten offene Nische zwischen den Granitfelsen war durch eine Mauer von der Umgebung abgetrennt, der Eingang zur Nische lag vor dem südlichen Granitfelsen. Davor lag ein ummauerter Hof mit einem altar-ähnlichen Podest, der Eingang zum Hof befand sich in der östlichen Mauer auf der rechten (nördlichen) Seite (siehe roter Pfeil). In der südöstlichen Ecke lag eine Abfallgrube. Die östliche Mauerlänge vor dem Umgang hatte bereits eine Breite von ca. 9.8 m und nahm damit bereits die Breite des Tempels aus der 18. Dynastie vorweg.

Unter dem modernen Betonfundament des rekonstruierten Tempels der 18. Dynastie wurde der Kultplatz der 6. Dynastie an seinem Originalplatz zwischen den Granitfelsen ebenfalls rekonstruiert (siehe folgendes Foto). Für die jeweiligen Mauern und das Ziegelpodest (Altar) wurden Ziegel des Alten Reiches wiederverwendet.
Der Granitnaos mit Inschriften von Pepi I. und Merenre, dessen Original sich im Louvre befindet, wurde durch eine Kopie (in Kunstharz gegossen) ersetzt. Verschiedene, in der Nische gefundene Tongefäße, wie der eingegrabene Bottich (siehe folgendes Foto),  wurden am Fundplatz wieder aufgestellt.

Das Foto oben zeigt einen Teil des rekonstruierten Kultplatzes aus der 6. Dynastie (um 2250 v. Chr.), man erkennt den gewachsenen Fels (rechts) sowie Mauerreste und den Naos gegenüber (Dreyer, MDAIK 40, 1984), sowie am linken Bildrand noch die Ecke des Ziegelpodestes

Bis zum Mittleren Reich (MR) fanden keine wesentlichen Veränderungen mehr in der Anlage des Kultplatzes statt - eine Ausdehnung der Anlage, die eingeengt zwischen Senke, Siedlung und Festung lag, war nicht möglich.
In der 11. Dynastie wurde der Kultplatz innerhalb der Grenzen der alten Anlage mehrfach umgebaut, bis schließlich unter Mentuhotep Nebhepet-Ra die ganze Tempelanlage umfassend neu gestaltet wurde.
Antef II. baute den Tempel mehrfach um, zuerst erstellte er in der Nische zwischen den Granitfelsen einen Stein-Ziegelbau mit einer Haupt- und einer Nebenkapelle (siehe folgende Skizze; modifiziert nach MDAIK 49, 1993). Die Hauptkapelle (A) war der Satet geweiht, die Nebenkapelle (B) Khnum. Beide Bauten sind jeweils durch teilweise erhaltene rechte Türgewände belegt, die auch die Zuweisung an Antef II. testieren. Die besondere Steinstruktur der Türgewände und die Gleichzeitigkeit der Errichtung der Türen weisen (siehe MDAIK 49, 1993) darauf hin, dass beide Türen zu einem gemeinsamen Bau gehörten.
Diesen Bau ersetzte Antef II. später durch einen kompletten Neubau. Dabei lagerte er die Kapelle für Khnum (D) vermutlich in die Südostecke des Hof aus, und ersetzte den Kultbau in der Nische durch eine Kapelle mit Vorhalle und 2 Säulen (C), die der Satet geweiht war.


Die Bauten C und D wurden vermutlich von Antef III. durch die Gebäude E und F ersetzt. Als Bauherr der Kapelle G samt Vorhalle mit 2 Säulen, deren Funktion nicht ganz geklärt ist, ist er durch eine erhaltene oktogonale Säule, die seinen Namen trägt, gesichert. Das altar-ähnliche Podest im Hof verschwindet unter Antef III.


In den vergangenen Jahrhunderten war die Siedlung, die den Kultplatz umgab, auf ihrem eigenen Schutt in Höhe gewachsen. Zu Beginn des MR lag das Bodenniveau der Siedlung offensichtlich schon bedeutend höher als der Kultplatz. Darüber hinaus überragten die Neubauten des Antef III. vermutlich bereits die drei umgebenden Granitfelsen und verstärkten die Enge in der Anlage selbst. Das außerdem die Zugänglichkeit zur Anlage durch höher gelegene Siedlung erschwert war, wurde unter Mentuhotep Neb-hepet-Ra entschieden, den Kultplatz zuzuschütten und darüber auf dem neuen Niveau einen neuen Tempel zu erbauen.


Die obige Zeichnung gibt den Grundriss des Tempelneubaus unter Mentuhotep Neb-hepet-Ra wieder (modifiziert nach MDAIK 49, 1993; die dunklen Bereiche wurden in Stein ausgeführt, die gestrichelten Mauerteile wurden in Ziegelbauweise errichtet). Die unter der linken Seite des Tempel liegenden drei Granitfelsen des alten Kultplatzes sind zur Verdeutlichung der Lage eingezeichnet.

Der Neubau des Mentuhotep Neb-hepet-Ra lag ca. 2 m über dem Bodenniveau des Antef III.-Tempels (ca. 100.6 m über NN) und gab somit die über rund tausend Jahre beibehaltene optische Verbindung mit der Felsnische auf.
Durch die Zuschüttung des alten Kultplatzes erhielt Mentuhotep die Möglichkeit, den neuen Tempel großzügiger zu gestalten. Die Kapelle wurde auf der Nordseite durch ein Peristyl mit einem Wasserbecken aus Kalkstein erweitert. Möglicherweise diente die Erweiterung der Anlage als besonderer Platz für die Riten des Festes der Nilflut. Die Anlage wurde, wie schon die Bauten der Antef-Könige, teilweise in Stein-Ziegelbauweise errichtet, d.h. die Kernwände waren aus Ziegeln errichtet und mit Sandsteinplatten verkleidet worden.
Von dieser Anlage wurden nur wenige Blöcke in situ gefunden, ein paar Säulenbasen, Teile der nordwestlichen Umfassungsmauer, sowie Reste einer Verbindungstreppe zum Khnum-Bereich im Südosten. Die wenigen erhaltenen Bauteile reichten aber für eine Rekonstruktion der Anlage, die wenige Meter nördlich vom Tempel der 18. Dynastie nachgebaut wurde (siehe folgende Abbildung).


Ansicht der Ostseite des rekonstruierten Tempels von Mentuhotep mit dem Eingang auf der nördlichen Seite des Haupttempels, rechts davon das Peristyl mit Wasserbecken (Foto E. Noppes, 2007). Das folgende Foto zeit eine S/W-Aufnahme des Peristyls mit Wasserbeckens aus dem Jahre 2007.


Neben der Erweiterung des Kultbaus durch das nördliche Peristyl fällt auf, dass die Anlage keine Hinweise mehr für die Verehrung Khnums aufweist. Hinweise auf eine mögliche Verehrung von Khnum in der Kultanlage der Satet gibt es bereits seit der 6. Dynastie, einen eigenen Kultraum konnte man mit dem Beginn der Umbauten unter Antef II. nachweisen (siehe oben Räume B und D). Die Tatsache, dass jetzt ein Kultraum fehlt, lässt vermuten, dass für Khnum bereits unter Mentuhotep eine völlig eigenständige Kultanlage erbaut wurde. Gesichert ist eine eigene Kultanlage spätestens ab Sesostris I.
Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte der Standort des Khnum-Tempels im Bereich der späteren Tempelanlage des Gottes westlich vom Tempel der Satet zu suchen sein.
Vermutlich gleichzeitig mit der Auslagerung des Khnum-Kultes in eine eigene Anlage westlich des Satet-Tempels wurde auch eine Verbindungstreppe zwischen beiden Tempeln angelegt.

Die Ausgrabungen auf Elephantine deuten darauf hin, dass unter Sesostris I. die Tempelanlage ein weiteres Mal völlig neu angelegt wurde. Von dieser Anlage sind nur rund 150 Kalkstein-Blöcke bzw. Fragmente im Fundament des ptolemäischen Neubaus erhalten geblieben. Im gesamten Bereich des Tempel ist sogar das Fundament weitgehend herausgerissen worden. Daher stammen die wichtigsten Informationen über seine Ausmaße aus den Störungen in den umgebenden Schichten, die das Fundament hervorgerufen hat. Soweit noch erkennbar, hatte der Tempel in etwa die gleichen Ausmaße wie der Vorgängerbau. Die Größe des gesamten Tempelbezirks wurde anhand von Resten der Umfassungsmauer und einer Gründungsgrube auf ca. 42-48 m x 34 m bestimmt. Das Tempelniveau lag mit ca. 100.6 m über NN etwa auf dem Niveau des Tempels von Mentuhotep oder geringfügig höher.
Einige Fundstücke, die vermutlich zuerst im Fundament des Tempels der 18. Dynastie und danach erneut im Fundament des ptolemäischen Tempels verbaut worden waren, ergaben Hinweise auf die Gestaltung des Tempels (siehe folgende Zeichnung).
Die wiedergefundenen Blöcke und ihre Dekoration deuten darauf hin, dass der offene Vorhof durch eine gedeckte Halle (Vestibül) mit 2 Pfeilern ersetzt wurde. Aufgrund der Ausrichtung der Szenen vor allem in der Vorhalle muss man auch weiterhin annehmen, dass der Eingang, wie bei den Vorgängerbauten, auf der Nordseite der Ostwand lag.
Direkt oberhalb des alten Kultplatzes in der Felsnische wurde eine Kultkammer errichtet, deren Front etwas in die Vorhalle hineinragte.

Fragmente belegen auch die Existenz einer besonderen Beckenanlage, die offensichtlich den Riten des Festes der Nilflut diente. In situ erhaltene Fragmente eines Vorstaubeckens deuten auf einen Standort der Beckenanlage auf der Nordwestseite des Tempels hin (siehe Plan oben).


Ostseite (Frontseite) des rekonstruierten Satet-Tempels von Sesostris I. mit Rundstäben und Hohlkehle, der Eingang lag, wie bei allen Vorgängerbauten, auf der nördlichen Seite (Foto: E. Noppes, 2007).

Zu Beginn des Neuen Reiches (NR) wurde unter Hatschepsut der Tempel aus dem MR komplett abgerissen und durch einen neuen Tempel an der gleiche Stelle ersetzt. Sie konnte die Dekoration des Tempel aber nicht fertig stellen, dies erfolgte erst unter Thutmosis III. Auch diese Anlage wurde später vollständig abgerissen, wobei, wie schon bei den meisten Neuanlagen, zuvor das Gelände regelrecht rasiert wurde und in der Regel keine Baustrukturen mehr in situ aufgefunden wurden.
In den Fundamenten des ptolemäischen Satet-Tempels fanden sich allerdings besonders zahlreich Blöcke aus dem Tempel 18. Dynastie (Kaiser, MDAIK 26, 1970). Bis 1971 wurden bereits über 350 Blöcke mit Reliefdekor und architektonischen Besonderheiten aufgefunden und lieferten eine ausreichende Basis für eine Rekonstruktion des Satet-Tempels der 18. Dynastie (Kaiser, MDAIK 27, 1971). Später kamen weitere Blöcke hinzu, darunter Abgüsse von 21 Reliefplatten, die sich im Besitz des Louvre befinden.
Auch beim Neubau der 18. Dynastie hielt man an dem alten Kultplatz fest. Allerdings war die umliegende Siedlung weiter in die Höhe gewaschen, so dass man auch den Tempel höher legen musste. Gleichzeitig bot sich durch die Anhebung die Möglichkeit, den Tempel zu vergrößern und einen Raum für den Gastkult des Amun zu ergänzen.
Bei dem Neubau wurde der Vorgängerbau bis tief ins Fundament abgetragen und der gesamte Bereich dann mit Granitrohlingen aufgefüllt. Darüber wurde ein neues Fundament aus Sandstein gelegt. Das Fußbodenniveau ließ sich anhand von Grabungsbefunden auf der Westseite bei ca. 101.35 m festlegen. Bei späteren Neubauten kam es zu einer Niveauabsenkung auf rund 100.6 m über NN, wobei alle Schichten oberhalb des Niveaus des MR zerstört wurden (Dreyer, G., MDAIK 43, 1986).
Genau in die Nordwestecke der Felsnische wurde ein Schacht eingepasst. Zwischen den Felsen reichte die Fundamentpackung etwa 2 m tief bis zur untersten Lage der Steinblöcke des Schachtes und schloss direkt an die freiliegende Seitenwände des Schachts an - d.h. Fundament und Schacht wurden gleichzeitig errichtet.
Der Schacht war rund 2.25 m tief, die äußeren Abmessungen lagen bei ca. 1.75 x 1.75 m, der Innenraum betrug ungefähr 1 x 0.9 m. Der Schacht wurde mehrheitlich aus wiederverwendeten Sandsteinblöcken, z.B. solchen mit Rundstab und Hohlkehle, errichtet. Da kein freistehender Schacht geplant war, wurden nur die Schachtinnenseiten bearbeitet und geglättet. Kleine Aussparungen in der Südwand, in die man die Fußspitze setzen konnte, ermöglichten die Begehung des Schachtes.
Unter dem Schacht lag eine 1.75 x 1.75 m große und rund 1.2 m tiefe Grube, die mit hellem feinem Sand gefüllt war. Die unterste Reihe der Steinblöcke der Schachtwände war etwa zur Hälfte in den Sand eingebettet oder nachgesackt.

Die im Fundament des ptolemäischen Tempels wiedergefundenen Blöcke des Tempels ermöglichten nicht nur eine Rekonstruktion, sondern auch einen Wiederaufbau.
Der restaurierte Tempel aus der 18. Dynastie für Satet wurde über der restaurierten alten Kultstätte aus der 6. Dynastie errichtet. Allerdings wurde nach der Darstellung in MDAIK 36 (1980) der Tempel dabei etwas abgesenkt, d.h. Fußbodenniveau wurde auf das Niveau des MR-Tempels gesenkt (auf rund 100.6 m über NN). Das folgende Foto zeigt die Nordseite des Tempels mit einem modernen Eingang zu der überbauten Rekonstruktion des alten Kultplatzes aus der 6. Dynastie. Die Beschreibung des rekonstruierten Tempels der Satet findet sich auf einer eigenen Seite.

Das Foto oben zeigt die Westseite des wieder errichteten Tempels aus der 18. Dynastie, darunter der moderne Eingang zum rekonstruierten Kultplatz der 6. Dynastie.

Auch in der Spätzeit wurde der Tempel der Satet noch ergänzt. In den Fundamentresten der ptolemäischen Vorhalle fanden sich mehrere dekorierte und undekorierte Blöcke, die sich eindeutig einem großen Torbau zuweisen ließen.
Die Rekonstruktion ergab einen Torbau mit rund 7.35 m Höhe (inkl. Hohlkehle), zwei Seitenpfeilern von ca. 1.75 m Breite, und einen ebenso breiten Tordurchgang. Das aufgrund einer Königskartusche Amasis zugewiesene Tor dürfte zur Eingangsfront des Satet-Tempels gehört haben. Vermutlich stand das Tor in einer Ziegelmauer, denn weiteres Steinmaterial fehlt.
Neben den Resten des Tore wurden Teile von mehreren Kalkstein-Säulen und zwei Kalkstein-Basen gefunden mit Resten von Interkolumnarwänden. Vermutlich gehörten die Teile, die ebenfalls Amasis zugeschrieben werden, zu einer Kolonnade oder zu einem Kiosk.

Die Vermutung, dass die Tempel auf Elephantine infolge der persischen Eroberung Ägyptens zerstört wurden, ließ sich mit den Grabungsergebnissen des DAIK nicht in Einklang bringen. Die Tatsache, dass Akoris und Nektanebos I. im Tempel des Khnum Tore mit Interkolumnarwänden zwischen stehenden Säulenreihen errichten ließen (MDAIK 53, 1997), spricht ebenfalls nicht für größere Zerstörung des Tempels - und vermutlich auch nicht für eine Zerstörung des knapp 50 m entfernten Tempels der Satet. Die Neubauten unter Nektanebos II. dürften somit wohl nicht auf persische Zerstörungen, sondern auf geplante Anpassungen der Tempelanlagen zurückgehen. Die erhaltenen Blöcke aus den von Nektanebos II. erbauten Tempeln für Khnum und Satet weisen keine Spuren von Zerstörungen auf, sondern sind offensichtlich planmäßig abgebaut worden - wie das vom MR bis in die römische Zeit häufig beobachtet wurde.

Nach den Grabungsergebnissen des DAI wurden alle Kultanlagen seit der Frühzeit bis hin zum Tempel der 18. Dynastie an der gleichen Stelle errichtet. Beibehalten wurde ebenfalls die Lage des Eingangs auf der nördlichen Seite der nach Osten gelegenen Tempelfront.
Bei dem ptolemäischen Neubau lag dagegen die zentrale Kapelle nicht mehr direkt über dem ursprünglichen Kultplatz. Zwar lag das rund 23 x 17.6 m große Tempelgebäude (ohne Vorhalle) noch über dem alten Kultplatz, aber die zentrale Kapelle liegt westlich von der Nische (siehe folgende Zeichnung; die Lage der Nische ist gestrichelt eingezeichnet). Darüber hinaus wird beim ptolemäischen Neubau der Eingang ins Zentrum der Ostseite verlegt. Vor dem Tempel wurde eine Säulenhalle (Pronaos) mit einer zentralen Reihe von 4 Säulen errichtet, die Front bildete eine Säulenfassade mit ebenfalls 4 Säulen, deren Interkolumnen mit Schranken (Schirmwänden) verschlossen waren.


Grundriss des Satet-Tempels aus ptolemäischer Zeit.

Von dem ptolemäischen Tempel waren nur noch das Fundament und wenige dekorierte Fragmente erhalten. Daher machte schon die Zuweisung des Erbauers erhebliche Schwierigkeiten. Dekorierte Fragmente mit Königskartusche und Graffitotexte scheinen auf eine Errichtung des Tempelhauses durch Ptolemaios VI. Philometor (191-145 BC) hinzuweisen. Möglicherweise hat er das Dekorationsprogramm aber nur teilweise durchführen lassen oder nicht beenden können (Laskowska-Kusztal, E., Elephantine15 : Die Dekorfragmente der ptolemäisch-römischen Tempel von Elephantine. Mainz 1996).
Die Arbeiten am Satet-Tempel wurden unter Ptolemaios VIII. Euergetes II. (182 - 116 BC) fortgeführt, der nachweislich das Hauptportal des Tempelhauses und die benachbarten Wände dekorieren ließ. Weiterhin wurde in dieser Zeit die Vorhalle errichtet, wie die Dekoration der Halle mit Kartuschen des Herrschers sowie Inschriften bestätigen, die unter dem Fundament der Vorhalle gefunden wurden. Möglicherweise hat Ptolemaios VIII. Euergetes II. auch im Inneren des Tempelhauses die Dekoration ergänzt.
Die bisher vorliegenden Grabungsbefunde lassen vermuten, dass die letzten Dekorationen im Satet-Tempel in der Regierungszeit des Augustus durchgeführt wurden.

Ungefähr 6 m vor der Tempelfront wurde noch ein sogenannter Kiosk errichtet, dessen architektonische Form aber noch nicht durch Grabungen völlig erschlossen ist. Hinweise auf die architektonische Form gab die Untersuchung des Sockels, auf dessen Oberfläche Vorritzungen für Säulen, Türen, und Schranken erhalten geblieben sind. Nach den bisherigen Befunden war das Gebäude ein allseitig offener Kiosk (ähnlich dem Trajan-Kiosk auf Philae), der als besonderer Zugang zum Satet-Tempel diente. Die zeitliche Einordnung der Erbauung und Dekoration anhand der Fundlage ist wohl noch Gegenstand der Diskussion, die aktuelle Zuweisung an Ptolemaios VIII. Euergetes II. ist noch als hypothetisch anzusehen (Laskowska-Kusztal, 1996).

Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)