Djehutj

last update: 31.03.2007

Historische Daten

Name Titel   Herkunft Grabanlage
Djehutj / Dhout
+Hwtj
Schatzhausvorsteher, Aufseher der Arbeiter   Hermopolis TT11 (P&M I-1, 21; in Dra Abu el-Naga)
Eltern        
Vater:        
Mutter: Dedju      
Brüder:        
         
Schwestern:        
         

Das Grab TT11 des Djehutj liegt im Gebiet "Dra Abu el Naga", etwa auf halber Strecke zwischen der Straße zum Tempel der Hatschepsut und der Straße ins Tal der Könige und wurde von Marquis of Northampton, Spiegelberg, und Newberry im Winter 1898-1899 neben anderen Gräbern geöffnet.


Grundriss der Grabanlage TT11 des Djehutj (Dhout)

Die Grabanlage (siehe Grundriss oben) besteht aus einem (Vor-)Hof, in dem die unten abgebildete "Northampton-Stele" an der Position N zu finden ist, einer daran anschließenden Halle, an deren Ostseite ein Durchbruch zum Grab TT12 (Grab des Hray, aus der Zeit von Ahmose - Amenhotep I.) auffällt, und einem langen Gang, der schließlich in einer Kapelle mündet.

Im Hof seiner Grabanlage wurde die sogenannte "Northampton-Stele" gefunden (s. Abb. unten). Diese Stele war auf der rechten Seite des Hofes, rechts vom Durchgang zur Halle in den Fels gearbeitet worden. Ebenfalls auf der Nordwand des Hofes, jedoch links vom Durchgang finden sich die Reste einer weiteren Stele, die den Verstorbenen bei der Lobpreisung Amuns zeigt - allerdings ist der Oberteil zerstört.


Abbildung der sogenannte "Northampton-Stele" aus dem Grab TT11 des Schatzmeisters Djehutj (publ. in Marquis of Northampton, Spiegelberg, W., Newberry, P.E., 1908, Plate I). Auf der linken Seite sind in der unteren Hälfte noch Spuren der zerstörten Figur des Djehutj zu erkennen.

Im oberen gerundeten Teil der "Northampton-Stele" sind in der Mitte der oberen Textzeile zwei Kartuschen zu erkennen, rechts die des Thutmosis III. (das "Men-kheper-Ra" ist noch gut zu lesen) und links davon - da in dieser Zeile der Text von links nach rechts zu lesen ist, also vor der des Thutmosis III. stehend - die der Hatschepsut (zerstört).
 
Darunter beginnt der Text der Stele in der ersten Zeile mit einer Lobpreisung des Amun-Ra. Die folgenden Zeilen führen die Titel des Djehutj und zahlreiche seiner Aufgaben auf. Die Zeilen 2-16 des autobiografischen Textes nennen zu Beginn immer den Namen und einen Titel des Djehutj, dann folgen die Bauten oder Ausstattungsgegenstände, für die er verantwortlich war. Die beiden Teile sind durch eine senkrechte Textzeile getrennt, die jedes mal als Zwischenglied zur lesen ist: "Er sagt, ich war ein Vorgesetzter, der Weisung erteilt; ich leitete die Handwerker, damit sie arbeiteten gemäß der Arbeitsaufgabe an ....".
In der Zeile 4 berichtet er von seinen Tätigkeiten in Djeser djeseru:

"Der jrj-pa.t, HAtj-a, der die Handwerker zur Arbeit anleitete, Djehutj, er sagt:

"Ich war ein Vorgesetzter, der Weisungen erteilt. Ich leitete die Handwerker, dass sie arbeiteten entsprechend der Arbeitsaufgabe an "Djeser djeseru, dem Tempel von Millionen von Jahren". Seine großen Türen sind aus Kupfer gefertigt, die Figurenornamente aus Elektron. Der König von Ober- und Unterägypten, Maat-ka-Ra, machte dies [als Denkmal für seinen Vater Amun, den Herrn der Throne der Beiden Länder. Möge ihm Leben gegeben werden wie Re]."

In der Aufzählung der zahlreichen Arbeiten, behauptet Djehutj u. a. die Leitung für die Arbeiten an einem Obeliskenpaar im Tempel des Amun (Karnak) verantwortlich gewesen sei, so sagt er wörtlich:

"Ich war der oberste Befehlshaber, der Anordnungen gab. Ich leitete die Handwerker bei ihrer Arbeit an beiden großen Obelisken, deren Höhe 108 Ellen betrug und die vollständig mit Elektron überzogen waren. Sie erfüllten Ägypten mit ihrem Leuchten."

Aus dem Text selbst geht nicht hervor, welches Obeliskenpaar Djehutj meinte, das östliche oder das westliche Paar in der Wadjit-Halle.

Seit der Entdeckung der Stele hat es zahlreiche Versuche gegeben, aus den Angaben im Text unter Verwendung von Information, die es zu den Obelisken in Djeser djeseru und in der Roten Kapelle gibt, auf das Obeliskenpaar zu schließen, für das Djehutij verantwortlich war. Dabei spielte die Längenangabe von 108 Ellen und die Frage, welches Ellenmaß hier anzusetzen ist, ebenso eine Rolle, wie die Frage, ob sich diese Längenangabe auf einen einzelnen oder die gemeinsame Länge beider Obelisken bezog. Beim Bau der Roten Kapelle wurde ein Ellenmaß von 0.524 m benutzt, beim Bau des 8. Pylons eines von 0.53 m, d.h. die von Djehutj angegebenen 108 Ellen entsprechen Länge (Höhe) von 56.7 oder 57.24 m.
Vergleiche der Längenmaße (Basisflächen, Länge der Pyramidione, etc.) von erhaltenen Obelisken, einschließlich des "Unvollendeten Obelisken" in Aswan, schließen jedoch mit großer Sicherheit aus, dass sich diese Längenangabe auf einen einzelnen Obelisken bezogen hat. Alle bekannten Basisflächen für Obelisken wären z.B. demnach zu klein gewesen, um einen Obelisken von 108 Ellen Länge zu tragen. Die Ägypter dürften außerdem zur dieser Zeit technisch nicht in der Lage gewesen sein, Obelisken dieser Höhe herzustellen.
Hilfreicher sind da offensichtlich archäologische Befunde und Beschreibungen bzgl. der Länge der mit Elektrum bedeckten Seiten. Lacau hat die erhaltenen Bruchstücke der östlichen Obelisken der Hatschepsut untersucht, und dabei keine Spuren einer Bedeckung des Schafts mit einem wertvollen Material gefunden. Weiterhin berichtet der Widmungstext in der Obeliskenhalle in Djeser djeseru, dass die dort gezeigten, im Osten des Tempels von Karnak errichteten Obelisken lediglich eine mit Elektrum verzierte Spitze hatten. Die Vermutung, die Angaben von Djehutj könnten sich auf das 1. (östliche) Paar der Hatschepsut beziehen, ließ sich danach kaum noch halten.
Vielmehr sprechen archäologische Befunde und Beischriften dafür, dass sich der Text des Djehutj auf die beiden westlichen Obelisken bezieht, die Hatschepsut zwischen dem 4. und 5. Pylon in der Wadjit-Halle aufstellen ließ. Lacau entdeckte, dass sich in den p.t, tA, und wAs Zeichen, die die Seiten des Schafts umrahmen, sehr dünne, tiefe Nuten vorhanden waren - offensichtlich, um auf der halben Längen des Obelisken eine Beschichtung aus Elektrum zu befestigen. Auch die Inschrift auf der Basis des noch stehenden (nördlichen) Obelisken der Hatschepsut berichtet:
"Sie machte (dies) als ihr Denkmal für ihren Vater Amun, den Herrn der Throne der Beiden Länder, den Ersten im Tempel von Karnak, [nämlich] die Herstellung zweier großer Obelisken aus dem harten Granit der südlichen Region, deren obere Hälften bestand aus Elektrum, dem besten aus allen Fremdländern ..." .
Eine aktuelle Zusammenfassung der Diskussion findet man bei: Niedziólka, D., "On the Obelisks Mentioned in the Northampton Stela of Djehutj, Director of the Treasury during Hatsheput´s Reign.", 2000.

Weiterhin gibt Djehutj in einer umfänglichen Liste an, welche Aktivitäten oder Baumassnahmen unter seiner Leitung in der Umgebung von Waset (Theben) für Amun durchgeführt wurden:
ein Schrein, ein Tor, Türen in "Erscheinung der Verklärten", die Neugestaltung des Fußbodens in Ipt-swt (Karnak-Tempel), ein Schrein aus Ebenholz mit Treppe, zwei Türen in Karnak, Schmuckstücke, zwei Obelisken, das Tor "Die morgendliche Erscheinung des Amun", mehrere Opfertische, Kästen, Gefäße, Kleider und ein Sanktuar aus Granit.
Schließlich war er noch nach seinen Angaben bei der Erfassung der "Tribute" aus Punt dabei und tatsächlich zeigt ihn eine halb-zerstörte Szene in der Punt-Halle in Djeser djeseru bei dieser Tätigkeit (Bemessung des aufgehäuften Weihrauchs).
Die Stele endet mit einer Fürbitte für sich selbst.

 

Im Hof rechts neben der "Northampton-Stele" fällt in einer Nische noch eine Statue des Verstorbenen auf, die auf ihrem Schurz einen Stiftungstext trägt.

In der Halle ist der Verstorbene auf zahlreichen Reliefs und anderem zusammen mit seiner Mutter Dedju dargestellt, auf einer der Türpfosten könnte er zusammen mit seinem voranschreitenden Vater anbetend vor Amun-Ra dargestellt sein, aber die Identifikation der Figur vor ihm ist nicht gesichert.

Im Gang finden sich weitere Reliefs mit Darstellungen des Verstorbenen bei Opferungen, bei der Jagd auf den Wildstier, aber auch bei der Pilgerfahrt nach Abydos.

Beim Beseitigen von Schutt im offenen Hof der Grabstätte fand das spanisch-ägyptische Team, das in TT1 arbeitet, im März 2007 eine 70 cm tiefe Grube, die 42 Ton-Vasen und 42 Blumenbukette enthielten.
Diese sind vermutlich Überbleibsel der Begräbnis-Bukette von Djehutj, die später in diese Grube geworfen wurden. Eine zeitgenössische Szene auf den Wänden der Sargkammer von Djehutj zeigt Teilnehmer des Begräbnisses, die Blumen in Buketten und Vasen bringen. Die folgende Abbildung zeigt einige Exemplare der gefunden Bukett-Reste (Quelle: Al-Ahram Weekly Online, 29. März - 4. April 2007, Ausgabe-Nr. 838).



Bei Porter & Moss, Bd. I-1, werden zahlreiche Funde, darunter eine Goldschale, heute im Louvre, und ein Prunkdolch, heute im Museum in Darmstadt, aufgeführt und dem hier vorgestellten Djehutj zugewiesen. Diese, und möglicherweise die anderen bei Porter & Moss aufgeführten Objekte, gehören wohl zu dem General Djehutj, dem Eroberer der Stadt Joppe, der unter Thutmosis III. diente und nicht mit dem hier vorgestellten Djehutj identisch ist. Der General Djehutj hat sein Grab in Saqqara gefunden. 


Grabkegel des "Vorsteher des Schatzhauses, Vorsteher der Arbeiten, Djehutj", gerechtfertigt",
Durchmesser 8 cm, Länge 3.4 cm; Quelle: Petrie Museum, London, U37678

Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)