Senenmut

last update: 18.07.2007
 

Kryptogramme auf Erzieherstatuen

 

Auf drei seiner erhaltenen Erzieherstatuen im Würfelhockerstil (Berlin Nr. 2296, Kairo CG 42114 und 42116) ließ Senenmut jeweils auf der Oberfläche auf beiden Seiten vor der Perücke seltsame Darstellungen eingravieren.

Würfelhockerstatue des Senenmut und Neferu-Ra, Ägyptisches Museum, Berlin Nr. 2296

Oben die Darstellung auf der linken Seite der Sockeloberfläche, unten die Darstellung auf der rechten Seite (Fotos: L. Franke).

 
Links die Umzeichnung der Figur auf der linken Seite der Würfeloberfläche (von vorne gesehen), d.h. vor der rechten Schulter Senenmuts, rechts die Figur der anderen Seite (aus: Drioton, ASAE 38, 1938).

Die Bedeutung der Figuren war lange unklar, bis sie von Drioton (ASAE 38, 1938, 231-246) entschlüsselt wurden.
Die Grundform der linken Figur bildet die Gestalt eines fliegenden Geiers, der an die Kronengöttin Nekhbet erinnert. Der Figur wird ergänzt durch ein "Udjat"-Auge, das einen Teil des Vogelkörpers bildet, und durch ein Ka-Zeichen, das die Krallen der Nekhbet anstelle des hier üblichen Shen-Ringes ergreifen.
Der kosmische Aspekt der Nekhbet, die auch als "rechtes Auge des Re" angesehen wird, führt zur Maat. Die Maat ist mit dem Körper der Sonne verbunden, die ist ihr Fleisch und ihre Glieder, daher wird die Maat durch alle Elemente des Auges dargestellt, die die Pupille umgeben.
Das Udjat-Auge symbolisiert hier den Sonnengott Ra. 
Nach Drioton sind alle Teile der Darstellung zusammen als Thronnamen der Hatschepsut - Maat-ka-Ra - zu lesen.

Die Grundform der rechten Figur ist ein gehender Mann, der in der einen Hand als langen Stock ein wAs-Zeichen trägt, in der anderen ein anx. Das Gesicht der Figur ist unsichtbar, auf dem Kopf ist eine Kombination der beiden Zeichen wAs und anx dargestellt.
Nach Drioton steht das unsichtbare Antlitzes des Kopfes für die ägyptischen Worte Imn-@At (Imn = verborgen, versteckt; Hannig, Deutsch-Ägyptisch, S. 71; HAt = Vorderseite des Körpers, Ansicht, Stirn, Vorderteil; Hannig, ibid., S. 504)
Die Anordnung der beiden Zeichen wAs und anx auf dem Kopf "liest" Drioton als "edle / herrliche (= Sps; Hannig, ibid, S. 814)" Dinge, die auf dem Kopf "[miteinander] vereinigt (= Xnm; Hannig, ibid., S. 636) sind.
In der richtigen Reihenfolge gelesen ergeben diese Zeichen den Geburtsnamen der Hatschepsut = @At-Spswt-xnmt-jmn.

Die verschlüsselte Darstellung der Namen der Hatschepsut auf diesen Blockstatuen darf man sicherlich als Ausdruck einer besonderen Verehrung der Königin durch Senenmut interpretieren. Diese findet man ja auch in anderen Denkmälern, z. B. in den 2 Szenen in der dekorierten ersten Kammer von TT353 wieder, in denen Senenmut die Namen der Hatschepsut anbetet.
Weitere Aussagen über das Verhältnis zwischen Senenmut und Hatschepsut lassen sich aus diesen Kryptogrammen nicht ableiten und sind rein spekulativ.
 
 


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