Senimen

last update: 27.07.2011

Historische Daten

Name Titel   Herkunft Grabanlage
Senimen
cn.j mn
Diener und Amme der Gottesgemahlin Neferu-Ra     TT252 (P&M I-1, 337; in Scheich Abd el-Qurna)
Gemahlin:        
Eltern        
Vater:         
Mutter: Seniemyah Herrin des Hauses      
Brüder:        
keine bekannt        
Schwestern:        
keine bekannt        
P&M = Porter und Moss

Eine Zeit lang hielt man Senimen für den vierten Bruder des Senenmut (vgl. z.B. Meyer, 1982) und für dessen Nachfolger sowohl im Amt der Erzieherin (= "Amme") der Neferu-Ra als auch als "Vermögensverwalter der Gottesgemahlin, Neferu-Ra". Die Vermutung, er sei ein Bruder des Senenmut geht wohl auf eine Darstellung in dessen Anlage TT71 zurück.
In dem axialen Gang von TT71 entdeckte man eine Liste mit Opfergaben auf der südlichen Wand (festgehalten auf einem Foto der Expedition des Metropolitan Museum of Art, New York; heute nicht mehr zu erkennen). Auf der westliche Seite der Liste, nach Osten schauend, saß Senenmut, während auf der anderen Seite, nach Westen schauend, Senimen neben einer Frau, Seniemyah, dargestellt wurden (siehe dazu die Rekonstruktion der Wand auf der Seite "TT71 - Wandstelen Senenmuts"; zitiert nach Dorman, 1988).

Die Beziehung zu Senenmut wurde 1906 von Sethe dargelegt, der ein paar handschriftlich kopierte Zeilen des begleitenden Textes oberhalb von Senimen und Seniemyah publizierte:
- Sein (geliebter) Bruder,
- Erbprinz, Graf, Siegelbewahrer des Königs,
- Diener, großer Lehrer
- der Königstochter, Senimen,
- gerechtfertigt vor dem Grossen Gott. Sein geliebtes Weib,
- geliebt von ihm, Seniemyah, gerechtfertigt.

Roehrig und Dorman (1987) haben die Reste der schlecht erhaltenen Inschriften erneut untersucht, und kamen dabei zu der Überzeugung, dass Sethe Teile des in Spalten angeordneten Text den darunter abgebildeten Personen falsch zugeordnet hat. Die Bezeichnung "Sein (geliebter) Bruder" bezieht sich danach nicht auf Senimen (der von diesem Textteil etwas entfernter dargestellt ist), sondern auf einen direkt darunter dargestellten Priester.

Die von Sethe - auf Basis des von ihm in TT71 kopierten Textes - hergestellte familiäre Verbindung zwischen Senenmut und Senimen ist außerdem nirgendwo sonst nachzuweisen, weder im zweiten Monument des Senenmut , TT353 (in dem alle seine Brüder und Schwestern abgebildet waren), noch in Senimens eigenen Denkmälern.

Darüber hinaus weisen Roehrig und Dorman darauf hin, dass im ganzen Grab TT71 die Geier-Glyphe für "mwt" sorgfältig ausgemeißelt wurde, denn diese Glyphe ist ja Bestandteil von Senenmut. Dieser Aktion ist nach ihrer Darstellung auch das Wort "Mutter" als Bezeichnung für Seniemyah zum Opfer gefallen - es lässt sich jedoch relativ zwanglos restaurieren. 

Oben die Hügelseite von "Scheich Abd el-Qurna" mit dem Grab TT252. Das Grab des Senimen liegt auf der gleichen Hügelkuppe rechts unterhalb von TT71. Von Unten ist das Grab kaum zu erkennen, man sieht jedoch rechts von dem Mast die Statuengruppe des Senimen (s. unten), TT252 liegt direkt darunter.

Wie Senenmut ließ auch Senimen oberhalb seines Grabes eine Statuengruppe errichten, entsprechend zu seinem Titel "Amme der Gottesgemahlin" hält er Neferu-Ra auf seinem Schoss, als würde er ihr die Brust geben (Foto oben). Die Statuengruppe zeigt ebenfalls - links neben ihm stehend - eine Frau. Norman de Garis Davies, der die Gruppe mit Gardiner untersuchte, rekonstruierte den stark verwitterten Text wie folgt: "Seine Gemahlin Sen[iemyah], gerechtfertig, geboren von der Herrin des Hauses, Tu-ef, gerechtfertigt" (Davies, N d. Garis, PSBA 35, 1913). Allerdings verweist er auf die schlechte Erhaltung der Inschrift und auf die Möglichkeit hin, dass Tu-ef auch die Gemahlin des Senimen gewesen sein könnte.
Roehrig (in: Roehrig, C. H., The Eighteenth Dynasty titles royal nurse (mn't nswt), royal tutor (mn' nswt), and foster brother/sister of the Lord of the Two Lands (sn/snt mn'n nb tAwy). 1990, S. 59 u. Fussnote 169) lehnt die Rekonstruktion von Davies ab und vermutet, dass Tu-ef die Gemahlin des Senimen gewesen sei.

Im Monument Senenmuts, TT71, wurden drei Leinenfragmente gefunden, die für Senimen beschriftet waren. Das sogenannte Fragment A enthält in 16 Spalten Inschriften, darunter enthält eine den Namen der Seniemyah in folgendem Kontext:

"... Senimen, ms.n (= geboren von)  nb[t pr] (= der Herrin des Hauses) Seniemyah ..."

Da wir andererseits Hat-nefret (@At-nfrt) als Mutter des Senenmut kennen und von einer zweiten Gemahlin seines Vaters Ra-mose (Ra-ms) nichts bekannt ist, dürften Senenmut und Senimen nicht verwandt sein.


Oben modifizierter Grundriss von TT252 nach Kampp(1996), unten heutige Ansicht der Fassade.

Das Grab selber ist, ebenso wie die Anlage von Senenmut (TT71), eine T-förmige Anlage mit einem kleinen Vorhof und einer Front aus je einem Fenster neben dem Eingang (siehe oben).
Kampp (1996) rekonstruiert oberhalb der T-förmigen Anlage drei zugehörige Kapellen, erbaut zum Teil aus Ziegeln und Kalkstein. Die oben gezeigte Statuengruppe mit Neferu-Ra wurde in der linken Seitenkapelle direkt aus dem Gestein herausgearbeitet. Was sich in den anderen beiden Kapellen befand, lässt sich ebenso wenig rekonstruieren wie das Aussehen des wohl verputzten Oberbaus.
Der Innenraum der T-förmigen Grabanlage liegt rund einen halben Meter tiefer als der Vorhof. . Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes ist es schwer zu sagen, ob das Grab, das ist in schlechtes Konglomeratgestein hinein gearbeitet worden war, jemals fertig geworden ist - es finden sich (siehe Foto unten) jedoch Reste einer Deckenbemalung auf einer Schicht aus weißem Putz.
Vor und im Grab finden sich mehrere Grabschächte, von denen der am rechten Ende der Querhalle und der am Ende des axialen Korridors möglicherweise zur ursprünglichen Anlage gehörten. Der Grabschacht unmittelbar recht hinter dem Eingang zur Querhalle und der Stollen, der etwa in der Mitte des axialen Korridors abzweigt, sind vermutlich bei der Wiederverwendung des Grabes entstanden.

Die gesamte Grabanlage ist außen und innen weitgehend zerstört. Die beiden folgenden Bilder zeigen die beiden vordern Flügel des Grabes. Auf dem linken Foto sieht man rechts - gegenüber dem Grabeingang den Beginn des axialen Korridors, auf dem Foto des rechten Flügels erkennt man einen Schacht am Ende des Grabes.


Der axiale Korridor endet mit einer kleinen Nische in der abschließenden Wand, die wohl eine Statue oder Stele aufnehmen sollte. Das Grab war zumindest teilweise dekoriert, von der Dekoration ist aber bis auf einen kleinen Rest an der Decke (sie folgendes Foto) nichts erhalten geblieben.



In der Grabanlage TT252 selbst wurden Bruchstücke eines Türsturzes und von Türpfosten gefunden, sowie Bruchstücke der Kanopen des Verstorbenen, und Fragmente eines Reliefs mit einer Kartusche der Hatschepsut.

Aus seiner Grabanlage TT252 ist folgender Grabkegel erhalten.

Inschrift (Zenihiro, 2009):

Xrd n kAp n nb-pHtj-ra sn-mn
pdsw nTrt n Hmt-nTr nfrw-ra sn-mn
mnaj n sAt Hmt-nTr HAt-Spst sn-mn
jmj-rA pr n sAt-nswt sn-mn

Kind im Kap des Ahmose Senimen,
Fleisch vom Leib der Gottesgemahlin Neferu-Ra Senimen,
Erzieher der Tochter der Gottesgemahlin Hatschepsut Senimen,
Haushofmeister der Königstochter Senimen.

Der Titel "pdsw nTrt n Hmt-nTr nfrw-ra" ist nach Gitton, 1984, S. 72, Fußnote 133, rätselhaft.

Grabkegel des Senimen aus TT252; Macadam Nr. 120;
Ø ? cm
 

Die Inschrift auf dem Grabkegel erlaubt eine grobe Abschätzung der Lebenszeit Senimens:
- er bezeichnet sich in der ersten Zeile des Kind des Kap unter [König] Ahmose, und anschließend als Fleisch vom Leib der Gottesgemahlin Neferu-Ra;
- wenn man davon ausgeht, dass Neferu-Ra das Amt der Gottesgemahlin erst nach der Thronbesteigung ihrer Mutter Hatschepsut, also spätestens ab dem Jahr 7 inne hatte,
- dann ist Senimen irgendwann in der Zeit von Ahmose geboren worden, hat die Herrschaft von Amenhotep I., Thutmosis I. und II. überlebt, und ist im oder nach dem Jahr 7 der Hatschepsut verstorben.

Allein die Regierungszeiten von Amenhotep I. bis Thutmosis II. addieren sich auf 46 Jahre (Daten aus Hornung, Krauss, Warburton, 2006; mögliche Koregentschaften nicht berücksichtigt), rechnet man noch die Zeit bis zur Thronbesteigung der Hatschepsut hinzu, so erhält man ein Sterbealter von 53 Jahren und mehr (je nachdem wie lange er bereits unter Ahmose gelebt hat).



Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)