Schrein Nr. 11

last update: 16.10.2008

Daten

Schrein Nr. Name / Umschrift Datierung

Distanz zum Speos des Haremhab
[~ m]

Anmerkungen
11 Senynefer, Hatschepsut, und andere Amenophis II. 337  
         
Alle Daten nach Caminos, 1963


Nebeneinander von rechts nach links die Schreine Nr.: 12 (Minnakhte), 13 (Senyneferi), 14 (Nehesj), 15 (Hapuseneb), 16 (Senenmut), und - zerstört - 17 (User-amun), alle aus der Zeit von Hatschepsut und Thutmosis III. stammen.
Ganz rechts außen (roter Pfeil) liegt der Schrein Nr. 11, der in der Zeit von Amenhotep II. erbaut wurde. (Foto: E. Noppes).

Reste des Schreins Nr. 11 vom Eingang (Ostseite) aus gesehen.

Schrein Nr. 11 liegt dicht am Ufer, am Eingang fällt der Fels senkrecht zum Fluss ab. Der Schrein wurde für einen gewissen Senynefer und seine Frau, Hatschepsut, errichtet, hatte wohl aber letztendlich mehrere Besitzer. Die beiden Namen deuten auf den Beginn der 18. Dynastie hin, aber ein gesichertes Datum liefert nur die Sitzstatue des User-Satet, die unter den 5 Sitzstatuen an der Westwand zu finden ist. User-Satet ist gut dokumentiert als Vize-König von Kush (Nubien) in der Zeit von Amenhotep II.
 
Irgendwann in der Antike wurde der Fels über dem Schreins abgebaut, wobei die obere Hälfte des Schreins sauber abgetragen wurde. Die Fassade auf der Ostseite ist bis auf einen Rest südlich des Eingangs völlig verloren.
Das Innere besteht aus 2 Räumen, der erste Raum (A) hinter dem Eingang ist ca. 186 cm breit und 260 cm tief. Der hintere Raum (B) ist auf der Ostseite ca. 293 cm breit und auf der Westseite etwas schmaler, ca. 289 cm. Die Raumtiefe beträgt ca. 251 cm. Die Westseite des Schreins bildet eine Wand mit 5 Statuen, die sitzend auf einer Bank dargestellt sind. Von diesen Statuen sind lediglich die Beine erhalten, die alle auf einen Sockel ruhen.



Südseite der ersten Raumes, oben die Zeichnung von Caminos, darunter ein aktuelles Foto der rechten Seite der Wand.

Der erste Raum ist durch die Steingewinnung praktisch komplett verloren. Von der Dekoration auf der Nordwand ist nicht erhalten, auf der Südwand (siehe Zeichnung oben) nur der untere Teil einer Szene. Die Szene zeigt ein Paar, das in einem Kiosk sitzt, und verschiedene, vermutlich landwirtschaftliche, Aktionen beobachtet, die vor ihnen dargestellt sind. Wahrscheinlich handelt es sich um Senynefer und seine Gemahlin.

Auch im hinteren Raum sind die Szenen weitgehend zerstört. An der Nordwand waren vermutlich übereinander 2 Register mit Szenen, von denen nur die untere brauchbar erhalten ist (siehe die folgende Zeichnung aus Caminos).



Das untere Register zeigt eine Bankett-Szene. Ganz links sitzen der Eigners des Schreins, Senynefer, und hinter ihm die "Herrin des Hauses", Hatschepsut, vor ihnen stapeln sich die Vorräte für das Fest. Ihnen gegenüber stehen drei Musikanten ein Mann mit Harfe, eine Sängerin oder Tänzerin in der Mitte, und eine Tamburin-Spielerin. Darunter sind drei hockende Männer abgebildet, die zum Rhythmus der Musik klatschen.
Auf der rechten Seite der Szene sitzen die Festgäste, 4 Männer hintereinander. Der erste ist nach der Beischrift ein Bruder des Senynefer, namens Thutmosis, Priester des Khnum, ihm folgt ein Ser[Amun], Hohepriester des Haroëris und des Sobek, der dritte ist ein Hoherpriester der Nekhbet.

Auch die Südwand war ursprünglich mit mindestens 2 Register dekoriert, vom oberen Register ist jedoch wenig erhalten geblieben (siehe folgende Zeichnung aus Caminos). Die erhaltenen Resten der beiden Register zeigen offensichtlich die Teilnehmer eines Begräbnisbanketts. Im oberen Register sind ganz rechts sitzend die 2 Hauptpersonen des Festes dargestellt, vor ihnen ein Tisch mit Vorräten, unter dem eine Katze sitzt. Ihnen gegenüber steht ein Mann gefolgt von vier sitzenden Gästen.



Im unteren Register sitzen ebenfalls links 4 weitere Gäste, hinter ihnen, um die Ecke (südliche Seite der Ostwand), sitzen noch zwei Gäste. Alle Gäste halten Blumen und sitzen auf Hockern mit geraden Beinen, während die Personen im oberen Register auf Hockern oder Stühlen sitzen, die in Tierfüßen - vermutlich Löwenfüßen - enden. Alle Gäste verfolgen offensichtlich die Zeremonien, die vor ihnen durchgeführt werden.
Die Zeremonie wird geleitet durch einen Vorlesepriester, der bekleidet mit dem charakteristischen Leopardenfell, mit erhobener rechter Hand deklamiert. In der linken Hand trägt er eine Papyrusrolle. Die Beischrift vor ihm nennt: Darbringen von Opfergaben, die der König gibt, und vortragen zahlreicher seligmachender Sprüche. Vor dem Priester werden die Opfergaben herbeigetragen: ein Rinderschenkel, ein Rinderherz in einer Schale, und Wasser in einem Gefäß, das wohl in die Schüssel vor dem knienden Mann gegossen werden soll.


Aus der Rück- (West-)-Wand herausgearbeitet wurden 5 Sitzstatuen (siehe Foto oben), von denen nicht mehr als die Beine erhalten geblieben sind. Die Statuen tragen - teilweise zerstört - Beischriften auf den Beinen, dem Sockel, und an den Seiten. Anhand der Beischriften auf den Beinen lassen sich die dargestellten Personen teilweise identifizieren (von rechts nach links):
1. Statue: der Text ist vollständig zerstört; vermutlich soll dies die Darstellung der Gemahlin des Senynefer, Hatschepsut, sein;
2. Statue: Senynefer, Amuns-Priester der 1. Phyle
3. Statue: eine "Herrin des Hauses" namens Nn-Hr-mnt-s, die auf einer Statue des Vizekönigs von Kusch, User-satet, als dessen Mutter genannt wird;
4. Statue: User-Satet, Königssohn (Vizekönig von Kusch), Verwalter der südlichen Fremdländer
5. Statue: eine "Herrin des Hauses", Henettawy, Amme des Amenhotep II. (siehe dazu auch: Roehrig, C.H., 1990)
Die Beziehungen der Personen zueinander gehen aus den Beischriften nicht klar hervor. Da rechts Senynefer und vermutlich seine Gattin Hatschepsut dargestellt sind, kann man vermuten, dass auf der linken Seite User-satet und seine Gemahlin, Henettawy, dargestellt sind. Da Nn-Hr-mnt-s als Mutter des User-satet in der Mitte sitzt, bestehen möglicherweise auch familiäre Beziehungen zu Senynefer oder seiner Gattin.
Beiderseits der Statuengruppe war jeweils eine senkrechte Inschrift angebracht worden, die nur noch in Teilen erhalten sind. Die Inschrift auf der nördlichen (rechten) Seite endet mit "..[Hatschepsut, gerechtfertigt", die auf der südlichen (linken) Seite in "... Vorsteher des Königshauses, Senynefer, gerechtfertigt".
Auf der Basis unterhalb der Statuen steht horizontal eine Opferformel:
"Ein Opfer, dass der König gibt, an Osiris, Geb, Nut, and alle Götter, die in dem reinen Wasser sind, sie mögen geben ein Totenopfer aus Brot, Bier, Ochsen, Wasservögeln, Trankopfer, Wein, und Milch, jeglichen Tag für die Kas der Eigner dieses Schreines, die Verehrungswürdigen, geliebt vom Herrscher."

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Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)