Maat-ka-Ra Hatschepsut

last update: 03.03.2008

Geburtsmythos

Szene 12 - Luxor Tempel (Amenhotep III.)

Diese Abhandlung zu den Habs erfolgt anhand einer Abbildung der 12. Szene aus dem Luxor-Tempel (entnommen Brunner, 1986) und den Untersuchungen Brunners (zitiert).

Beschreibung:
Die Szene gliedert sich in 2 Teile, auf der linken Seite steht ein Löwenbett, auf dem die Königin sitzt (2. von links) und das Kind (hier Amenhotep III, siehe 2. und 3. Kartusche von links die seinen Thronnamen "Neb-maat-Ra" zeigen) zusammen mit seinem Ka gestillt wird. Da die erste Kartusche von Neb-maat-Ra mit einem Horus-Falken gekrönt ist, die hintere mit einer Doppelfeder, wird aus der Verbindung des Horus mit dem Ka des Königs abgeleitet, dass das vordere Kind wohl der Ka des Königs ist. Rechts davon warten 9 Genien (in Deir el-Bahari sind es 12) auf das Kind. Die einzelnen Register dieser Szene gehören nach Brunner, 1986, zusammen, da keine senkrechten Trennstriche vorhanden sind, und darüber hinaus sowohl der Himmel (Sterne oben) als auch die Textzeilen über den beiden Kühen das Bild zusammenfassen (umschließen).

Auf dem Bett, dessen Bespannung durch die senkrechten Streifen unterhalb der Sitzenden angedeutet wird, sitzen 4 Frauen, paarweise zueinander zugewandt. Von links nach rechts:

- die Göttin Selkis (Selket; mit dem Skorpion auf dem Haupt), die schützend ihre Arme um die Königin hält,
- die Königin, die hier den Kopfschmuck mit Geierhaube trägt, mit vor der Brust geballten Fäusten, vor ihrem Kopf der Name in einer Kartusche,
- zwei fast völlig gleich gezeichnete Frauen (Ammen), mit einer hohen Doppelfeder und einer kleinen Sonnenscheibe geschmückt. Bei den beiden Ammen handelt es sich wohl um die Kuhgöttinnen Hesat und Sechat-Hor.

Das Kind und sein Ka sitzen aufrecht, beide tragen die Jugendlocke und berühren den jeweiligen Arm der Amme, mit dem sie ihre Brust zum Mund des Kindes führt.

Der Raum zwischen den Füßen des Löwenbettes ist mit Isis-Blutzeichen (Tit-Knoten; Gardiner-Zeichen V39) ausgefüllt. Die beiden Kühe - die aufgrund der Textanalysen mit den Kronengöttinnen Uto und Nechbet gleichgesetzt werden - wenden jeweils ihren Kopf liebevoll dem Kind zu, das kniend und den Euter umfassend trinkt.

Von den 9 Genien sind mit Sicherheit die 3. und 9. Figur bartlos (bei der 1. Figur ist die Zerstörung zu groß, um hier eine Entscheidung zu treffen). Jede von ihnen trägt ein Kind mit Jugendlocke auf dem Schoß. Genius 1, 4, 6, 7 und 9 tragen jeweils eine Standarte mit einem Schild und gekreuzten Pfeilen davor, die Figuren 3, 5 und 8 tragen das hb-Zeichen (gedrehtes Seil und Unterbein mit Fuß, in der Gardiner-Zeichenliste die Nummern V28 und D58).


Interpretation
Die Szene ist eindeutig, der Pharao trinkt in drei bedeutenden Lebensphasen (in der frühen Kindheit, bei der Krönung, und bei seiner Wiedergeburt nach dem Tode) die Milch von Göttinnen, die besondere Kraft verleiht.

Der rechte Teil der Szene mit der "Wartung" des Kindes durch die 9 Genien ergänzt den linken Teil. Die Ernährung des göttlichen Kindes mit Milch (der Göttinnen) wird ergänzt durch eine Ernährung mit göttlichen Speisen, hier personifiziert durch die männlichen und weiblichen Götter der Nahrung und Speisen. In Deir el-Bahari sind die Genien männliche Kas und weibliche Hemusets. In Luxor-Tempel sind fast alle Genien männlich, sechs davon werden als Hemusets bezeichnet, drei als Habs.


Habs
Das Wort "hab" kommt nur im Alten Reich außer in religiösen Verbindungen auch in der Umgangssprache vor, und zwar immer im Wechsel mit anderen Ausdrücken für den reichen Ertrag des "Feldes" oder des "Flusses". Nach Brunner ist klar, dass damit der Ertrag von Fisch- oder Vogelfang gemeint ist. Aus der Umgangssprache ist das Wort jedoch offensichtlich früh verschwunden.
Darüber hinaus wird es in der ältesten Sprache, nämlich in den Pyramidentexten, nur neben "Ka" verwendet. In den Pyramidentexten heißt es, dass der Große Gott die wohlausgerüsteten Toten im "Feld, dem guten Ort", "den Kas anbefiehlt und den Habu (plural) zuweist". Diese Stelle wird durch die Szene im Luxor-Tempel dargestellt. Allerdings sind hier die Kas ersetzt worden durch die Hemusets, wobei nicht klar ist, ob irrtümlich die Symbole der weiblichen Hemusets auf die Köpfe der männlichen Genien (Kas) gesetzt wurden, oder irrtümlich den weiblichen Hemusets Bärte verpasst wurden. In jedem Falle wurde von den Illustratoren auf Quellen aus dem Alten Reich zurückgegriffen, da später die Kombination von Kas und Habs nicht nachzuweisen ist.

zusammengefaßt nach Brunner, 1986


Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)