Senenmut

last update: 26.03.2008

TT71 und TT353


Senenmut ließ für sich zwei Denkmäler bauen, TT71 und TT353.

Die obige Zeichnung in Tusche aus seinem zweiten Monument, TT353, mit der Titelangabe "jmj-rA pr n Jmn = Domänenvorsteher des Amun" und seinem Namen, zeigt Kopf und Schulter des Senenmut, der in Richtung des Ausganges blickt. Die Zeichnung wurde über einem Raster aus roten Quadraten ausgeführt und weist deutliche Korrekturen an der Nackenpartie aus. Die Perücke ist in 6 horizontale Abschnitte unterteilt, die in sich jeweils mit wellenförmigen Linien ausgefüllt wurden. Die Darstellung eines "gut situierten Beamten" wird deutlich hervorgehoben durch volle Wangen und Doppelkinn.

Beeinflusst durch Funde bei ihrer Entdeckung (siehe dazu auch die einzelnen Beschreibungen zu TT71 und TT353) wurden beide Anlagen als zeitlich nacheinander begonnene, voneinander unabhängige Grabanlagen interpretiert, die den "sozialen" Aufstieg des Grabherrn widerspiegeln sollten.
Die Anlage, TT71, dicht unter der Kuppe des Gebiets "Scheich Abd el-Qurna" wurde dabei als Grabanlage angesehen, die sich ein hoher Beamter leisten konnte. Die Anlage in Deir el-Bahari, TT353, direkt neben Djeser djeseru beginnend, hat dagegen fast "königliche" Ausmaße. In ihr sollte sich die Entwicklung seine Karriere widerspiegeln.
Die beiden Anlagen werden daher als Thebanische Gräber (TT = Theban Tomb) 71 und 353 aufgelistet. Die folgenden Karten und Bilder verdeutlichen die Lage von TT71 und TT353.

Lage der beiden Monumente von Senenmut; man beachte den Eingang von TT353 im sogenannten "Steinbruch des Senenmut"; beide Monumente werden auf einer eigenen Seite vorgestellt.


Oben das Gebiet "Scheich Abd el-Qurna" mit der Anlage TT71 (roter Pfeil), ca. 10 - 15 m unter dem Gipfel, fotografiert vom Prozessionsweg nach Djeser djeseru aus; der blaue Pfeil weist zur Orientierung auf die (blaue) Kapelle des Scheichs

Oben ein Luftbild mit Blick auf den Hügel "Sheich Abd el-Qurna" und den Terrassentempel der Hatschepsut. Deutlich unterhalb des Gipfels von "Sheich Abd el-Qurna" ist die Anlage TT71 von Senenmut zu erkennen.


Der "Steinbruch des Senenmut" mit dem modernen Eingang zur Anlage TT353, im Hintergrund Djeser djeseru. TT353 ist aus Sicherheitsgründen zur Zeit nicht zugänglich.

Ein Grab oder zwei?
In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche Zweifel an der Annahme aufgetreten, dass es sich bei TT71 und TT353 um 2 getrennte Gräber handele, die nacheinander errichtet wurden.
Erstens erhob Dorman (1988) Einwände gegen die Datierung des Ostrakons aus dem Jahr 16 und seine Zuweisung zum Baubeginn von TT353. Damit sind alle mit diesem Ostrakon verknüpfte Datierungen zweifelhaft - das gilt somit auch für zeitliche Abfolge des Baubeginns an TT71 und TT353. Die Bezeichnungen 1. (älteres) Grab für TT71 und 2. (jüngeres) Grab für TT353 sind somit nicht korrekt.

Zweitens wies Dorman darauf hin, dass keine der beiden Anlagen alle notwendigen Komponenten besitzt, die für ein thebanisches Grab kennzeichnend sind. 
TT353 liegt komplett unter der Erde und verfügt über keinerlei oberirdische Kultanlagen.
TT 71 entspricht dagegen den typischen oberirdischen Kultbauten thebanischer Gräber dieser Zeit, hat aber eindeutig keine Sargkammer, die zu einem Grab dieser Größenordnung passt. Die kleine Sargkammer in der süd-östlichen Ecke der Querhalle kann allerhöchstens als Nebenbegräbnis gedacht gewesen sein.
Betrachtet man beide Bauten allerdings gemeinsam, dann ergänzen sie sich zu einer eindrucksvollen privaten Grabanlage und können zusammen auch als Kultanlage "funktionieren".
Auch wenn die Trennung von Grab und Kultkapelle als Charakteristikum königlicher Gräber am Anfang der 18. Dynastie angesehen wird, sie war nicht auf die königliche Familie beschränkt, sondern trat auch bei Privatgräbern auf - sofern es sich die Besitzer "leisten" konnten (z.B. Maiherperi, Amenemope, Vezier User).

Rätselhaft ist allerdings, wann und wozu der Quarzit-Sarkophag des Senenmut auf den Hügel "Sheich Abd el-Qurna" nach TT71 gebracht worden war, wo er schließlich in Stücke geschlagen wurde. Da TT71 über keine geeignete Grabkammer verfügte, war der Sarkophag hier völlig überflüssig.
Die von Dorman erwähnte Möglichkeit, der unfertige Sarkophag sei in TT71 nur [zwischen-]gelagert worden, da TT353 noch nicht fertig gewesen sei, erscheint angesichts des Aufwandes, den Sarkophag den steilen Hügel hoch zu ziehen, nur schwer vorstellbar. Ein Grabherr, der sich eine so imposante Grabanlage mit Kultanlangen getrennt vom eigentlichen Grab leisten konnte, hatte sicherlich auch andere Möglichkeiten, einen Sarkophag zu lagern.
Vielleicht, so Dorman, diente TT71 jedoch auch nur als Endlager für einen Sarkophag, der nicht mehr benötigt und daher auch nicht mehr fertig gestellt wurde, weil der vorgesehene Benutzer für die üblichen Trauerfeierlichkeiten nicht mehr verfügbar war.
 

TT71 TT353

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