Schrein Nr. 5

Schrein Nr.	Name / Umschrift	Datierung	Distanz zum Speos des Haremhab [~ m]	Anmerkungen
5	Min (Menu)	Thutmosis III.	237

Nebeneinander von rechts nach links die Schreine Nr.: 3, 4 (Djehutimose) und 5 (Min; roter Pfeil). Schrein 4 wird ans Ende der 18. Dynastie oder kurz nach Thutmosis III. datiert, Schrein 5 in die Zeit von Thutmosis III. Die Schreine liegen mehrere Meter vom heutigen Ufer entfernt. (Foto: E. Noppes).

Das Foto oben zeigt den heutigen Zustand des Eingangs von Schrein 5. Der Schrein liegt nur wenige Meter über dem heutigen Wasserstand. Allerdings hat sich der Fels, in den der Schrein gehauen wurde, als riesiger Block vom restlichen Massiv gelöst und ist ca. 1.5 m abgerutscht (gleichzeitig wurde Schrein Nr. 4 regelrecht gespaltet und der südliche Raum rutschte mit ab).

Der Eingang wurde etwa 1 m tief im den Fels geschlagen. Die ursprüngliche Breite des Eingangs dürfte ca. 78 cm gewesen sein. Die linke Türlaibung ist völlig verloren, von der rechten sind nur Teile erhalten. Spuren einer Dekoration finden sich auf den Resten der Türlaibung ebenso wenig, wie auf der geglätteten Fläche über dem Eingang. Sorgfältig dekoriert wurde dagegen der Türsturz.

Das Innere besteht aus einem einzigen, unfertigen Raum, mit unregelmäßigem Grundriss. Die Breite ist auf der Ostseite (Türseite) ca. 1.9 m, auf der Westseite ca. 2.11, die Länge der Südwand ist ca. 1.63 m und die der Nordwand ca. 1.92 m. Die mittlere Höhe des Raumes ist 1.8 m.

Der Sturz über dem Durchgang wurde weiß verputzt, die eingravierten Figuren und Schriftzeichen on Rehbraun wurden ausgemalt. Der Sturz ist in drei Areale unterteilt, der zentrale Teil wird vom gestreckten Zeichen des Himmels überspannt, darunter ist mit ausgestreckten Flügeln die Geier-Göttin Nekhbet dargestellt, deren Name und Beiname Nekhbet, [die Weiße von Neheb] unter beiden Flügeln im Altertum zerstört wurden. Unterhalb der Nekhbet sind 2x die Titel des Thutmosis III. aufgeführt, einmal nach Norden (rechts) und einmal nach Süden ausgerichtet.

Die Titel auf der Nordseite lauten:
"Horus, starker Stier der in Theben erscheint;
König von Ober- und Unterägypten, Herr der Beiden Länder; Men-kheper-Ra;
leiblicher Sohn des Ra, Thutmosis, [schön an Gestalten]".

Das nördliche (rechte) Areal zeigt den Eigner des Schreins, Min, mit ehrfurchtsvoll erhobenen Händen auf die Titel Thutmosis III. blickend. Min steht vor einem Tisch voller Opfergaben. Die Beischrift über der Szene lautet nach Caminos:

"Lobpreisung des Herrn der Beiden Länder, den Boden küssen (niederwerfen) vor dem Guten Gott, durch den Erbprinzen und Grafen, Freund, voll der Liebe, ausgezeichneter Vertrauter des Herrn, Schatzmeister, Min, der ehrenhafte."

Auf der südlichen (linken) Seite wiederholen sich mit einer kleinen Abweichung die Darstellungen, so dass eine gewisse Symmetrie gegeben ist. So lauten die Titel des Thutmosis:
"Horus, starker Stier der in Theben erscheint;
König von Ober- und Unterägypten, Herr der Beiden Länder; Men-kheper-Ra;
geliebter Sohn des Ra, Thutmosis, [schön an Gestalten]".

Die Beischrift zu Min über der Szene lautet:

"Lobpreisung des Monarchen, den Boden küssen (niederwerfen) vor ihm, der in Theben erscheint, durch den Erbprinzen [und Grafen], einzigen Freund, Schatzmeister, Min, gerechtfertigt."

Die linke Türlaibung der Ostwand ist komplett verloren. Auf der nördlichen Innenseite der Ostwand ist die oben dargestellte Szene erhalten geblieben. Die Inschrift über der Szene wurde laut Caminos nie fertig gestellt, sondern nur in Tinte vorgezeichnet. Auch die Figur und das Feld darunter zeigen noch die Reste eines Gitternetzes aus Quadraten in roter Farbe, an denen die fehlende Dekoration ausgerichtet werden sollte.

Die Reste der Beischrift zu Min lauten: "......Einziger [Freund?], Min, gerechtfertigt in der großen Ennead die in der Nun ist".

Auch die Dekoration der Nordwand ist nicht fertig gestellt worden (siehe Foto und Zeichnung oben). Auf der westlichen (linken) Seite der Wand ist in einem einzigen großen Register Min auf einem Stuhl sitzend, mit Blickrichtung auf den Eingang, dargestellt. Vor ihm steht ein Tisch mit Opfergaben. In der linken Hand hält Min ein Szepter, in der rechten ein Tuch.

Die Beischrift über der Szene identifiziert die Min als:
"Erbprinz und Graf, Schatzmeister des Königs von Unterägypten, einziger Freund, großes Oberhaupt von Oberägypten, Richter von Unterägypten; den man aussendet und der zurückkehrt, (wenn?) seine Aufgabe erfolgreich beendet ist; der Zugang hat zum Ratszimmer, auf dass er Freude bringe; Schatzmeister, Min".

Auf der anderen Seite des Opfertisches ist im Zentrum der Wand ein Mann dargestellt, der Min einen Blumenstrauß bringt. Die Figur wurde nicht fertig gestellt, so fehlt der Kopf völlig. Auch die Beischrift über der Figur fehlt, so dass eine Identifizierung nicht möglich ist.

Über Herkunft des Straußes können vielleicht die wenigen Zeichen Auskunft geben:
"..ein Blumenstrauß von Amun-Ra, Herr der Throne der Beiden Länder .."
- hier folgte, so vermutet Caminos, ein Verweis auf den Amun-Tempel in Karnak.

Hinter dem unbekannten Mann sind der östlichen (rechten) Seite der Wand in drei Registern übereinander Opferbringer, vermutlich Verwandte und Bedienstete dargestellt. In jedem Register waren 4 Opferträger vorgesehen, wurden aber nicht fertig gestellt. Beischriften zu den Opferträgern fehlen.

Die Westwand wird beherrscht von einer unregelmäßigen Nische (siehe Foto oben), in der einst zwei sitzende Personen dargestellt waren. Die nord-westliche Ecke bzw. Wand des Schreins sind stark zerstört, waren aber offensichtlich von Beginn an unregelmäßig gestaltet. Die einst rechts dargestellte 2. Person ist vollständig zerstört worden, die linke ist möglicherweise nie fertig, inzwischen jedoch zusätzlich beschädigt geworden.