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Elephantine |
last update:
06.02.2008
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Historischer Überblick |
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Auf der Nilinsel Elephantine wurde von Hatschepsut ein kleiner
Tempel errichtet, in dem vor allem Satet (Satis), aber auch die beiden anderen
Götter der Triade der Kataraktregion, Khnum und Anuket
(Anukis), verehrt wurden. Darüber hinaus gibt es ein paar Hinweise (wiederverwendete
Blöcke, auf dem nachträglich ihre Spuren verwischt wurden; Reste von
Statuen Thutmosis II.), die auf Bautätigkeiten der Hatschepsut im Tempel des Khnum während ihrer
Zeit hindeuten (Jarritz, H., Untersuchungen im Bereich des Khnum-Tempels.
MDAIK 40, 1984; Niederberger, N., Untersuchungen im Bereich des späten
Khnum-Tempels. MDAIK 53, 1997). |
Die Tempelanlagen für Satet und Khnum wurden später zerstört
oder abgerissen, und durch Neubauten von Nektanebos II. in der 30. Dynastie
ersetzt. Archäologisch gesichert ist, dass diese Neubauten keinen
älteren Kernbauten mehr enthielten. |
Allerdings fanden sich besonders in den Fundamenten des ptolemäischen Satet-Tempels zahlreiche Blöcke aus den Vorgängerbauten des Mittleren Reich und
der 18. Dynastie (Kaiser, W., MDAIK 26, 1970), die für Rekonstruktionen der
jeweiligen Tempelanlagen herangezogen wurden. |
Die vorliegende Seite gibt eine Übersicht über die Entwicklung der
Kultstätte der Göttin Satet auf Elephantine. |
Die seit 1969 durchgeführten Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts,
Abteilung Kairo (DAIK), und des Schweizer Instituts für Ägyptische Bauforschung
und Altertumskunde auf der Nilinsel Elephantine
lieferten Belege für die Existenz einer Kultstätte an der Stelle des
rekonstruierten Tempels der Satet seit rund 3000 v. Chr. Da sich rund um das
Heiligtum Besiedlungsaktivitäten bis in die prädynastische Zeit (Naqada II-Periode, 3500 - 3200 v.
Chr.) zurückverfolgen lassen (Andraschko, F., MDAIK 53, 1997), könnte die erste
Nutzung dieses Kultplatz auch in diese Zeit datieren. |
Die heutige Insel Elephantine bestand in der Frühzeit aus zwei
Inseln, die durch eine flache, vermutlich sumpfige Senke getrennt waren.
Möglicherweise wurde diese
Senke nur in Hochwasserzeiten überflutet, im Laufe der Geschichte verschwand sie
jedoch ganz (laut OEAE, Stichwort Elephantine, S. 465, während der 1.
Zwischenzeit). Rekonstruktionen der Stadtentwicklung für die Zeit bis zum Ende der
4. oder 5. Dynastie verzeichnen noch voneinander getrennte Ost- und Westinsel
(gelegentlich findet man auch die Aufteilung in eine Süd-(= Ost-) und eine
Nord-(= West)-Insel).
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Die Ostinsel war offensichtlich das Hauptsiedlungsgebiet. Der Kultplatz der Satet
lag auf der
westlichen Seite der dieser Insel, eingeengt zwischen der Senke
im Westen und einer östlich gelegenen Festungsanlage. Der Kultplatz lag
außerhalb der Siedlung und auch außerhalb der Festungsanlage.
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Die Kultstätte befand sich in einer Nische, die von drei
Granitfelsen gebildet wurde. Die Granitblöcken
ragten bis zu 3.50 m über den Boden der Nische empor. Die Nische war ca. 4
m tief und 3.50 m breit, und öffnete sich nach Osten. Von der Hauptnische zweigte
in der Südwest-Ecke eine kleinere Nebennische von 2 m Tiefe und ca. 1 m Breite
ab (siehe folgende Zeichnung). |
Während der frühen Nutzungsphasen war die Nische vermutlich
durch eine Mauer von den Vorbereich getrennt, der Zugang lag vor dem südlichen
Felsen. Ob in der Nische Einbauten, z. B. ein umbauter Raum, existierten, lies sich nicht sicher
feststellen, da dort der Felsboden etwas ansteigt und ältere Baureste
möglicherweise bis auf den Felsgrund abgetragen wurden, bevor mit Neubauten
begonnen wurde. |
Bereits die
Rekonstruktion des ältesten Kultstätte deuten auf einen eingefassten Hof vor der
Nische hin, und auf einen Hofzugang auf der rechten (nördlichen) Seite der
Hofumfassung. Zwischen der Hofmauer und der Festungsmauer blieb lediglich Platz
für einen Umgang um die Kultstätte - eine räumliche Ausdehnung des Kultplatzes
war somit unmöglich, solange die Festung in Gebrauch war. |

Die Skizze oben zeigt eine Rekonstruktion des Heiligtums in der 6. Dynastie
(modifiziert nach MDAIK 33, 1977). Die nach Osten offene Nische zwischen den
Granitfelsen war durch eine Mauer von der Umgebung abgetrennt, der Eingang zur
Nische lag vor dem südlichen Granitfelsen. Davor lag ein ummauerter Hof mit
einem altar-ähnlichen Podest, der Eingang zum Hof befand sich in der östlichen Mauer auf der
rechten (nördlichen) Seite (siehe roter Pfeil). In der südöstlichen Ecke lag
eine Abfallgrube. Die östliche Mauerlänge vor dem Umgang hatte bereits
eine Breite von ca. 9.8 m und nahm damit bereits die Breite des Tempels aus der
18. Dynastie vorweg. |
Unter dem modernen Betonfundament des rekonstruierten Tempels der 18. Dynastie
wurde der Kultplatz der 6. Dynastie an seinem Originalplatz zwischen den
Granitfelsen ebenfalls rekonstruiert (siehe folgendes Foto). Für die jeweiligen
Mauern und das Ziegelpodest (Altar) wurden Ziegel des Alten Reiches
wiederverwendet. |
Der Granitnaos mit Inschriften von Pepi I. und Merenre, dessen
Original sich im Louvre befindet, wurde durch eine Kopie (in Kunstharz gegossen)
ersetzt. Verschiedene, in der Nische gefundene Tongefäße, wie der eingegrabene
Bottich (siehe folgendes Foto), wurden am Fundplatz wieder aufgestellt. |
Das Foto oben zeigt einen Teil des rekonstruierten Kultplatzes
aus der 6. Dynastie (um 2250 v. Chr.), man erkennt den gewachsenen Fels (rechts)
sowie Mauerreste und den Naos gegenüber (Dreyer,
MDAIK 40, 1984), sowie am linken Bildrand noch die Ecke des Ziegelpodestes |
Bis zum Mittleren Reich (MR) fanden keine wesentlichen Veränderungen
mehr in der Anlage
des Kultplatzes statt - eine Ausdehnung der Anlage, die eingeengt zwischen Senke, Siedlung und
Festung lag, war nicht möglich. |
In der 11. Dynastie wurde der Kultplatz innerhalb der Grenzen der
alten Anlage mehrfach umgebaut, bis schließlich unter
Mentuhotep Nebhepet-Ra die ganze
Tempelanlage umfassend neu gestaltet wurde. |
Antef II. baute den Tempel mehrfach um, zuerst erstellte er in
der Nische zwischen den Granitfelsen einen Stein-Ziegelbau mit einer Haupt- und
einer Nebenkapelle (siehe folgende Skizze; modifiziert nach MDAIK 49, 1993). Die Hauptkapelle (A) war der Satet geweiht, die Nebenkapelle
(B) Khnum. Beide Bauten sind jeweils durch teilweise erhaltene rechte Türgewände belegt,
die auch die Zuweisung an Antef II. testieren. Die besondere Steinstruktur der
Türgewände und die Gleichzeitigkeit der Errichtung der Türen weisen (siehe MDAIK
49, 1993) darauf hin, dass beide Türen zu einem gemeinsamen Bau gehörten.
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Diesen Bau ersetzte Antef II. später durch einen kompletten Neubau. Dabei lagerte er die
Kapelle für Khnum (D) vermutlich in die Südostecke des Hof aus, und ersetzte den Kultbau in der Nische
durch eine Kapelle mit Vorhalle und 2 Säulen (C), die der Satet geweiht war. |

Die Bauten C und D wurden vermutlich von Antef III. durch die
Gebäude E und F ersetzt. Als Bauherr der Kapelle G samt Vorhalle mit 2 Säulen,
deren Funktion nicht ganz geklärt ist, ist er durch eine erhaltene oktogonale
Säule, die seinen Namen trägt, gesichert. Das altar-ähnliche Podest im Hof verschwindet unter Antef III. |

In den vergangenen Jahrhunderten war die Siedlung, die den
Kultplatz umgab, auf ihrem eigenen Schutt in Höhe gewachsen. Zu Beginn des MR
lag das Bodenniveau der Siedlung offensichtlich schon bedeutend höher als der
Kultplatz. Darüber hinaus überragten die Neubauten des Antef III. vermutlich
bereits die drei umgebenden Granitfelsen und verstärkten die Enge in der Anlage
selbst. Das außerdem die Zugänglichkeit zur Anlage durch höher gelegene Siedlung
erschwert war, wurde unter Mentuhotep Neb-hepet-Ra entschieden, den Kultplatz zuzuschütten
und darüber auf dem neuen Niveau einen neuen Tempel zu erbauen. |

Die obige Zeichnung gibt den Grundriss des Tempelneubaus unter
Mentuhotep Neb-hepet-Ra wieder (modifiziert nach MDAIK 49, 1993; die dunklen
Bereiche wurden in Stein ausgeführt, die gestrichelten Mauerteile wurden in Ziegelbauweise
errichtet). Die unter der
linken Seite des Tempel liegenden drei Granitfelsen des alten Kultplatzes sind
zur Verdeutlichung der Lage eingezeichnet. |
Der Neubau des Mentuhotep Neb-hepet-Ra lag ca. 2 m über dem
Bodenniveau des Antef III.-Tempels (ca. 100.6 m über NN) und gab somit die über
rund tausend Jahre beibehaltene optische Verbindung mit der Felsnische auf. |
Durch die Zuschüttung des alten Kultplatzes erhielt Mentuhotep die Möglichkeit,
den neuen Tempel großzügiger zu gestalten. Die Kapelle wurde auf der Nordseite durch
ein Peristyl mit einem Wasserbecken aus Kalkstein erweitert. Möglicherweise
diente die Erweiterung der Anlage als besonderer Platz für die Riten des Festes
der Nilflut. Die Anlage wurde,
wie schon die Bauten der Antef-Könige, teilweise in Stein-Ziegelbauweise
errichtet, d.h. die Kernwände waren aus Ziegeln errichtet und mit Sandsteinplatten
verkleidet worden. |
Von dieser Anlage wurden nur wenige Blöcke in situ gefunden,
ein paar Säulenbasen, Teile der nordwestlichen Umfassungsmauer, sowie Reste
einer Verbindungstreppe zum Khnum-Bereich im Südosten. Die wenigen erhaltenen
Bauteile reichten aber für eine Rekonstruktion der Anlage, die wenige Meter
nördlich vom Tempel der 18. Dynastie nachgebaut wurde (siehe folgende Abbildung). |

Ansicht der Ostseite des rekonstruierten Tempels von Mentuhotep mit dem Eingang
auf der nördlichen Seite des Haupttempels, rechts davon das Peristyl mit
Wasserbecken (Foto E. Noppes, 2007). Das folgende Foto zeit eine S/W-Aufnahme
des Peristyls mit Wasserbeckens aus dem Jahre 2007. |

Neben der Erweiterung des Kultbaus durch das nördliche Peristyl fällt auf, dass
die Anlage keine Hinweise mehr für die Verehrung Khnums aufweist. Hinweise auf
eine mögliche Verehrung von Khnum in der Kultanlage der Satet gibt es bereits
seit der 6. Dynastie, einen eigenen Kultraum konnte man mit dem Beginn der
Umbauten unter Antef II. nachweisen (siehe oben Räume B und D). Die Tatsache,
dass jetzt ein Kultraum fehlt, lässt vermuten, dass für Khnum bereits unter
Mentuhotep eine völlig
eigenständige Kultanlage erbaut wurde. Gesichert ist eine eigene Kultanlage
spätestens ab Sesostris I. |
Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte der
Standort des Khnum-Tempels im Bereich der späteren Tempelanlage des Gottes
westlich vom Tempel der Satet zu suchen sein. |
Vermutlich gleichzeitig mit der Auslagerung des Khnum-Kultes in eine eigene
Anlage westlich des Satet-Tempels wurde auch eine Verbindungstreppe zwischen
beiden Tempeln angelegt. |
Die Ausgrabungen auf Elephantine deuten darauf hin, dass unter
Sesostris I. die Tempelanlage ein weiteres Mal völlig neu angelegt wurde. Von dieser Anlage
sind nur rund 150 Kalkstein-Blöcke bzw. Fragmente im Fundament des ptolemäischen
Neubaus erhalten geblieben. Im gesamten Bereich des
Tempel ist sogar das Fundament weitgehend herausgerissen worden. Daher stammen
die wichtigsten Informationen über seine Ausmaße aus den Störungen in den
umgebenden Schichten, die das Fundament hervorgerufen hat. Soweit noch
erkennbar, hatte der Tempel in etwa die gleichen Ausmaße wie der Vorgängerbau.
Die Größe des gesamten Tempelbezirks wurde anhand von Resten der Umfassungsmauer
und einer Gründungsgrube auf ca. 42-48 m x 34 m bestimmt. Das Tempelniveau lag
mit ca. 100.6 m über NN etwa auf dem Niveau des Tempels von Mentuhotep oder
geringfügig höher. |
Einige Fundstücke, die vermutlich zuerst im Fundament des Tempels der 18.
Dynastie und danach erneut im Fundament des ptolemäischen Tempels verbaut worden
waren, ergaben Hinweise auf die Gestaltung des Tempels (siehe folgende Zeichnung). |
Die wiedergefundenen Blöcke und ihre Dekoration deuten darauf
hin, dass der offene Vorhof durch eine gedeckte Halle (Vestibül) mit 2 Pfeilern ersetzt wurde. Aufgrund
der Ausrichtung der Szenen vor allem in der Vorhalle muss man auch weiterhin annehmen, dass der Eingang,
wie bei den Vorgängerbauten, auf der Nordseite der Ostwand lag. |
Direkt oberhalb des alten Kultplatzes in der Felsnische wurde eine Kultkammer
errichtet, deren Front etwas in die Vorhalle hineinragte. |

Fragmente belegen auch die Existenz einer besonderen Beckenanlage, die
offensichtlich den Riten des Festes der Nilflut diente. In situ erhaltene
Fragmente eines Vorstaubeckens deuten auf einen Standort der Beckenanlage auf der Nordwestseite
des Tempels hin (siehe Plan oben). |

Ostseite (Frontseite) des rekonstruierten Satet-Tempels von Sesostris I. mit
Rundstäben und Hohlkehle, der Eingang lag, wie bei allen Vorgängerbauten, auf
der nördlichen Seite (Foto:
E. Noppes, 2007). |
Zu Beginn des Neuen Reiches (NR) wurde unter Hatschepsut der Tempel aus dem MR komplett abgerissen und durch einen neuen Tempel an der gleiche
Stelle ersetzt. Sie konnte die Dekoration des Tempel aber nicht fertig stellen, dies
erfolgte erst unter Thutmosis III. Auch diese Anlage wurde später vollständig abgerissen, wobei,
wie schon bei den meisten Neuanlagen, zuvor das Gelände regelrecht rasiert wurde
und in der Regel keine Baustrukturen mehr in situ aufgefunden wurden. |
In den Fundamenten des ptolemäischen Satet-Tempels fanden sich allerdings
besonders zahlreich Blöcke
aus dem Tempel 18. Dynastie (Kaiser, MDAIK 26, 1970). Bis 1971 wurden bereits über
350 Blöcke mit Reliefdekor und architektonischen Besonderheiten aufgefunden und
lieferten eine ausreichende Basis für eine Rekonstruktion des Satet-Tempels der
18. Dynastie (Kaiser, MDAIK 27, 1971). Später kamen weitere Blöcke hinzu,
darunter Abgüsse von 21 Reliefplatten, die sich im Besitz des Louvre befinden. |
Auch beim Neubau der 18. Dynastie hielt man an dem alten Kultplatz fest.
Allerdings war die umliegende Siedlung weiter in die Höhe gewaschen, so dass man
auch den Tempel höher legen musste. Gleichzeitig bot sich durch die Anhebung die
Möglichkeit, den Tempel zu vergrößern und einen Raum für den Gastkult des Amun
zu ergänzen. |
Bei dem Neubau wurde der Vorgängerbau bis tief ins Fundament abgetragen und der
gesamte Bereich dann mit Granitrohlingen aufgefüllt. Darüber wurde ein neues
Fundament aus Sandstein gelegt. Das Fußbodenniveau ließ sich anhand von
Grabungsbefunden auf der Westseite bei ca. 101.35 m festlegen. Bei späteren
Neubauten kam es zu einer Niveauabsenkung auf rund 100.6 m über NN, wobei alle
Schichten oberhalb des Niveaus des MR zerstört wurden (Dreyer, G., MDAIK
43, 1986). |
Genau in die Nordwestecke der Felsnische wurde ein Schacht eingepasst. Zwischen
den Felsen reichte die Fundamentpackung etwa 2 m tief bis zur untersten Lage der
Steinblöcke des Schachtes und schloss direkt an die freiliegende Seitenwände des
Schachts an - d.h. Fundament und Schacht wurden gleichzeitig errichtet. |
Der Schacht war rund 2.25 m tief, die äußeren Abmessungen lagen bei ca. 1.75 x
1.75 m, der Innenraum betrug ungefähr 1 x 0.9 m. Der Schacht wurde mehrheitlich aus wiederverwendeten
Sandsteinblöcken, z.B. solchen mit Rundstab und Hohlkehle, errichtet. Da kein
freistehender Schacht geplant war, wurden nur die Schachtinnenseiten bearbeitet
und geglättet. Kleine Aussparungen in der Südwand, in die man die Fußspitze
setzen konnte, ermöglichten die Begehung des Schachtes. |
Unter dem Schacht lag eine 1.75 x 1.75 m große und rund 1.2 m tiefe Grube, die
mit hellem feinem Sand gefüllt war. Die unterste Reihe der Steinblöcke der
Schachtwände war etwa zur Hälfte in den Sand eingebettet oder nachgesackt. |
Die im Fundament des ptolemäischen Tempels wiedergefundenen Blöcke des Tempels
ermöglichten nicht nur eine Rekonstruktion, sondern auch einen Wiederaufbau. |
Der restaurierte Tempel aus der 18. Dynastie für Satet wurde
über der restaurierten alten Kultstätte aus der 6. Dynastie errichtet.
Allerdings wurde nach der Darstellung in MDAIK 36 (1980) der Tempel dabei etwas
abgesenkt, d.h. Fußbodenniveau wurde auf das Niveau des MR-Tempels gesenkt (auf
rund 100.6 m über NN). Das folgende Foto
zeigt die Nordseite des Tempels mit einem modernen Eingang zu der überbauten
Rekonstruktion des alten Kultplatzes aus der 6. Dynastie.
Die Beschreibung des rekonstruierten
Tempels der Satet findet sich auf einer eigenen Seite. |
Das Foto oben zeigt die Westseite des wieder errichteten
Tempels aus der 18. Dynastie, darunter der moderne Eingang zum rekonstruierten
Kultplatz der 6. Dynastie. |
Auch in der Spätzeit wurde der Tempel der Satet noch ergänzt. In den Fundamentresten der ptolemäischen Vorhalle fanden sich mehrere
dekorierte und undekorierte Blöcke, die sich eindeutig einem großen Torbau
zuweisen ließen. |
Die Rekonstruktion ergab einen Torbau mit rund 7.35 m Höhe
(inkl. Hohlkehle), zwei Seitenpfeilern von ca. 1.75 m Breite, und einen
ebenso breiten Tordurchgang. Das aufgrund einer Königskartusche Amasis
zugewiesene Tor dürfte zur Eingangsfront des Satet-Tempels gehört haben. Vermutlich
stand das Tor in einer Ziegelmauer, denn weiteres Steinmaterial fehlt. |
Neben den Resten des Tore wurden Teile von mehreren
Kalkstein-Säulen und zwei Kalkstein-Basen gefunden mit Resten von
Interkolumnarwänden. Vermutlich gehörten die Teile, die ebenfalls Amasis
zugeschrieben werden, zu einer Kolonnade oder zu einem Kiosk.
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Die Vermutung, dass die Tempel auf Elephantine infolge der
persischen Eroberung Ägyptens zerstört wurden, ließ sich mit den
Grabungsergebnissen des DAIK nicht in Einklang bringen. Die Tatsache, dass
Akoris und Nektanebos I. im Tempel des Khnum Tore mit Interkolumnarwänden
zwischen stehenden Säulenreihen errichten ließen (MDAIK 53, 1997), spricht
ebenfalls nicht für größere Zerstörung des Tempels - und vermutlich auch nicht
für eine Zerstörung des knapp 50 m entfernten Tempels der Satet. Die Neubauten
unter Nektanebos II. dürften somit wohl nicht auf persische Zerstörungen,
sondern auf geplante Anpassungen der Tempelanlagen zurückgehen. Die erhaltenen
Blöcke aus den von Nektanebos II. erbauten Tempeln für Khnum und Satet weisen
keine Spuren von Zerstörungen auf, sondern sind offensichtlich planmäßig
abgebaut worden - wie das vom MR bis in die römische Zeit häufig beobachtet
wurde. |
Nach den Grabungsergebnissen des DAI wurden alle Kultanlagen
seit der Frühzeit bis hin zum Tempel der 18. Dynastie an der gleichen Stelle
errichtet. Beibehalten wurde ebenfalls die Lage des Eingangs auf der
nördlichen Seite der nach Osten gelegenen Tempelfront.
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Bei dem ptolemäischen Neubau lag dagegen die zentrale Kapelle nicht mehr direkt über dem ursprünglichen
Kultplatz. Zwar lag das rund 23 x 17.6 m große Tempelgebäude (ohne Vorhalle) noch über dem
alten Kultplatz, aber die zentrale Kapelle liegt westlich von der Nische (siehe
folgende Zeichnung; die Lage der Nische ist gestrichelt eingezeichnet). Darüber
hinaus wird beim
ptolemäischen Neubau der Eingang ins Zentrum der Ostseite verlegt. Vor dem
Tempel wurde eine Säulenhalle (Pronaos) mit einer zentralen Reihe von 4 Säulen
errichtet, die Front bildete eine Säulenfassade mit ebenfalls 4 Säulen, deren Interkolumnen mit
Schranken (Schirmwänden) verschlossen waren. |

Grundriss des Satet-Tempels aus ptolemäischer Zeit. |
Von dem ptolemäischen Tempel waren nur noch das Fundament
und wenige dekorierte Fragmente erhalten. Daher machte schon die Zuweisung des
Erbauers erhebliche Schwierigkeiten. Dekorierte Fragmente mit Königskartusche und
Graffitotexte scheinen auf eine Errichtung des Tempelhauses durch Ptolemaios VI. Philometor
(191-145 BC) hinzuweisen. Möglicherweise hat er das Dekorationsprogramm aber nur
teilweise durchführen lassen oder nicht beenden können (Laskowska-Kusztal, E.,
Elephantine15 : Die Dekorfragmente der ptolemäisch-römischen Tempel von
Elephantine. Mainz 1996). |
Die Arbeiten am Satet-Tempel wurden unter Ptolemaios VIII.
Euergetes II. (182 - 116 BC) fortgeführt, der nachweislich das Hauptportal des
Tempelhauses und die benachbarten Wände dekorieren ließ. Weiterhin wurde in
dieser Zeit die Vorhalle errichtet, wie die Dekoration der Halle mit Kartuschen
des Herrschers sowie Inschriften bestätigen, die unter dem Fundament der
Vorhalle gefunden wurden. Möglicherweise hat Ptolemaios VIII. Euergetes II. auch
im Inneren des Tempelhauses die Dekoration ergänzt. |
Die bisher vorliegenden Grabungsbefunde lassen vermuten, dass
die letzten Dekorationen im Satet-Tempel in der Regierungszeit des Augustus
durchgeführt wurden. |
Ungefähr 6 m vor der Tempelfront wurde noch ein sogenannter Kiosk
errichtet, dessen architektonische Form aber noch nicht durch Grabungen völlig
erschlossen ist. Hinweise auf die architektonische Form gab die Untersuchung des
Sockels, auf dessen Oberfläche Vorritzungen für Säulen, Türen, und Schranken
erhalten geblieben sind. Nach den bisherigen Befunden war das Gebäude ein allseitig
offener Kiosk (ähnlich dem Trajan-Kiosk auf Philae), der als besonderer Zugang
zum Satet-Tempel diente. Die zeitliche Einordnung der
Erbauung und Dekoration anhand der Fundlage ist wohl noch Gegenstand der
Diskussion, die aktuelle Zuweisung an Ptolemaios VIII. Euergetes II. ist noch
als
hypothetisch anzusehen (Laskowska-Kusztal, 1996). |
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