Maat-ka-Ra Hatschepsut

Die Untere Anubis Kapelle auf der Mittleren Terrasse des Tempels Djeser djeseru

update: 27.03.2011

Die folgenden Abbildungen zeigen einen Grundriss der Kapelle sowie einige Fotos aus der Säulenhalle vor der Kapelle. Die drei Räume der Kapelle sind nicht öffentlich zugänglich, lediglich der erste Raum (das Vestibül) kann durch die vergitterte Tür eingesehen werden.

Grundriss der Unteren Anubis-Kapelle;
die Nummern lokalisieren folgende Darstellungen (nach Porter& Moss, II, p. 353ff):

1. Anubis führt Hatschepsut (zerstört) in die Kapelle
2. Hatschepsut (zerstört) zwischen Nekhbet und Ra-Harakhte
3. Hatschepsut (zerstört) opfert vor Amun
4. Hatschepsut (zerstört) opfert vor Anubis
5. Thutmosis III. opfert vor Sokar
6. jmj-wt-Fetisch (Raum 1)
N = Nischen

Witkowski (1989) identifizierte folgende Strukturelemente H = Säulenhalle, V = Vestibül (1. Raum), S = Sanktuar (2. Raum),  A = Annex (3. Raum), und wies darauf hin, dass die Untere Anubis-Kapelle - im Gegensatz zur Oberen Kapelle des Anubis - somit über alle funktionalen Elemente eines unabhängigen Tempels verfügte. Darüber hinaus wies er auch darauf hin, dass die Dekoration in Sanktuar und Annex nahezu identisch ist mit der Dekoration der beiden entsprechenden Räume in der Oberen Anubis-Kapelle.
Die Dekoration der beiden Anubis-Kapellen zeigt auf den ersten Blick, dass sie vor allem Ort der Ausübung des Götterkultes durch den König waren. So zeigen die Darstellungen in der Säulenhalle der Unteren Anubis-Kapelle den Beginn der königlichen Kulthandlungen: seine Ankunft und das Betreten des Tempels.
 
 

Säulenhalle
Die Säulenhalle ist ausgezeichnet erhalten. Messungen des Innenraumes ergaben (Naville, Part II, 1896) eine Breite von rund 11.1 m, eine Tiefe von rund 6.6 m, und eine Höhe von rund 5.6 m. Die Architrave und die zwölf 16-seitigen Säulen, die diese tragen, sind intakt. Der Abstand zwischen den Säulen ist in der Mitte etwas größer, um den Zugang zur Kapelle zu erleichtern. Die Decke ist blau grundiert und mit gelben Sternen übersät.



 
Alle Säulen tragen eine senkrechte Inschrift auf dem mittleren, zum Hof ausgerichteten Band. Lediglich auf der südlichen (= linken) Säule ist die Inschrift der Hatschepsut einschließlich der Kartuschen erhalten geblieben (Foto links von E. Noppes).

Der Boden besteht größtenteils auf solidem Fels. Er liegt rund 75 cm tiefer als der benachbarte Flur des südlichen Flügels des 2. Portikus und nur wenige cm über der mittleren Terrasse.


Das obige Foto zeigt Anubis, der die Königin (zerstört) in die Kapelle führt (Pos. 1). Die Beischrift zur Szene ist weitgehend zerstört, aber Naville entzifferte noch: "Ein- und Ausgehen, das Geleiten des Königs in das Sanktuar des Anubis, der auf seinem Berge ist, der in Djeseru residiert".


Das obige Foto über der Nische der Südwand zeigt die Königin (zerstört) bei der Libation vor Osiris-Chontamenti (Mitte der Südwand, zwischen Pos. 1 und 2). Die Inschrift über Osiris lautet: "Wsjr-#ntj-jmntj nTr aA nb pt = Osiris-Chontamenti, Großer Gott, Herr des Himmels."


Das obige Foto zeigt die Königin (zerstört) zwischen Nekhbet und Ra-Horakhti (Pos. 2).

In den beiden folgenden Szenen auf der Westwand der Säulenhalle trug die Königin südlich (links) des Einganges zum Vestibül die Weiße Krone Oberägyptens, und nördlich (rechts) die Rote Krone Unterägyptens (Naville, Part II, 1896)


Das obige Foto zeigt die Opfer, die Hatschepsut vor Amun aufgetürmt hat (Pos. 3).


Das obige Foto aus dem Portikus zeigt Anubis auf einem Thron sitzend vor einem Tisch voller Opfergaben, die rechts von den Opfergaben stehende Figur der Hatschepsut wurde entfernt (Pos. 4).


Das obige Foto von der westlichen Seite der Nordwand der Portikus zeigt den jmj-wt-Fetisch aufgestellt in einem Schrein, die vor ihm stehende Figur der Hatschepsut wurde zerstört (links von Pos. 5).


Das obige Foto von der Mitte der Nordwand des Portikus zeigt oberhalb der nördlichen Nische Thutmosis III, der Wein zu Sokarj, der Großen Gott, Herr des Himmels, opfert (Pos. 5).


Die letzte Szene der Säulenhalle auf der östlichen Seite der Nordwand zeigt nochmals Anubis, der die Königin (zerstört) in die Kapelle führt.

Die Nischen der Säulenhalle
Die südliche Nische der Säulenhalle war Amun gewidmet, die nördliche Anubis. Die Einfassungen der Nischen trugen Namen und Titel der Königin, die von denen die meisten zerstört wurden.

Die Rückwand der südlichen Nische zeigt Hatschepsut (zerstört) vor Amun. Auf den Seitenwänden waren Mut und Buto abgebildet.

Die Rückwand der nördlichen Nische zeigt Hatschepsut (zerstört) vor Anubis. Die Seitenwände zeigen Nekhbet und Buto.


Speos
Eine kleine Treppe führt zum Eingang des Vestibüls (siehe folgende Aufnahme) und den zwei folgenden Kammern.
 



Die beiden horizontalen Abschlusszeilen rechts (sieh unten) und links des Durchganges nennen - überdeckt von einem "pt"-Zeichen - den Namen des Tores "Tür [namens] Hatschepsut (geändert auf Thutmosis II.), mit dauerhaften DfA-Speisen im Haus des Anubis [= sbA aA-xpr-n-Ra mnt DfAw m pr Inpw]" (Grallert, 2001).


Die Kammern
Das Kammern der Kapelle zeigen eine typische Anordnung. Die Räume liegen nicht in einer Reihe, sondern sind jeweils im rechten Winkel zum vorhergehenden Raum angelegt worden. Dies verhindert den Blick in die Tiefe der Kapelle und betont so die geheimnisvolle Natur der dort durchgeführten Zeremonien.
Anubis war der wichtigste Gott in der Transformation des Verstorbenen auf dessen Weg ins Jenseits. Anubis war nicht nur dafür verantwortlich, das der Verstorbene das Trauma des Todes überwand, sondern auch dafür,  dass der verstorbene König sich in einen kraftvollen Gott verwandeln konnte. Nur dann konnte der verstorbene König seinen Platz im kosmischen Zyklus der Tages- und Nachtfahrt des Sonnengottes einnehmen.
Neben Anubis zeigen die Szenen aber auch andere Götter (z.B. Osiris und Sokar) und Symbole (jmj-wt-Fetische), die bei der Überwindung des Todes eine bedeutende Rolle spielen.

Vestibül
Die Szenen an den Seitenwänden des Vestibüls (siehe folgendes Photo aus Werbrouck, 1949) zeigen mehrfach Hatschepsut (Darstellungen zerstört) bei Kulthandlungen vor Amun. Die Rückwand (Westwand) zeigt die Königin (Darstellung zerstört) vor dem jmj-wt-Fetisch, der in einem Schrein steht (siehe übernächstes Foto).


Foto des Vestibüls (aus Werbrouck, 1949), in der rechten Wand hinten der Eingang zum Sanktuar.


Das Foto oben zeigt den jmj-wt-Fetisch im Schrein an der Westwand des Vestibüls.

Sanktuar
Die Szene an der Nordwand des Sanktuars zeigt Hatschepsut (zerstört) zwischen Anubis (links) und Hathor, "Herrin der Berge" (rechts), die beide der Königin Schutz und ein langes Leben versprechen.


Das Foto oben zeigt das Sanktuar der Unteren Kapelle (Photo aus Werbrouck, 1949).

Die Ostwand (rechts) des Sanktuars zeigt mehrere Opferszenen vor verschiedenen Gottheiten: zuerst kommt zweimal Anubis, dem von Hatschepsut Weihrauchkügelchen dargebracht werden, dahinter erhält Osiris von Hatschepsut vier rote Gefäße mit Wasser, dahinter vollzieht Thutmosis III. die Kulthandlungen vor Sokar, dem "Herrn des Grabes", und bringt 4 Krüge dar. In der letzten Szene der Ostwand agiert wieder die Königin, die den Schrein des Ptah öffnet und den Schleier vor dessen Gesicht entfernt.
Über die Dekoration der Westwand der Unteren Kapelle des Anubis gibt es bei Naville (1896) keine detaillierte Beschreibung. Nach Witkowski (1989) sind die Sanktuare der Oberen und der Unteren Kapelle des Anubis fast identisch dekoriert. Demnach müsste die Westwand mindestens 3 Szenen zeigen, in denen Hatschepsut Gaben zu Anubis (2x) und zu Amun darbringt. Auf dem Foto aus Werbrouck (siehe oben) sind dagegen auf der Westwand drei Szenen mit Kulthandlungen vor Anubis zu erkennen.
 

Auf beiden Wänden sind die Szenen gegen den Sternenhimmel der gewölbten Decke mit (von unten nach oben) einem Sternenband, einer Farbleiter, und mit Hatschepsut-Kryptogrammen abgesetzt. Der farbige Uräen-Fries ist in Teilen erhalten geblieben.

Quer vor der Nordwand war eine Bank, die vermutlich zum Abstellen von Gaben für die Götter diente.
In der Westwand öffnet sich nach einigen Metern der Eingang zu einem kleinen Nebenraum (Annex).

Annex
Bezüglich der Dekoration der Annexes der Unteren Kapelle liefert Naville ebenfalls keine Detailinformationen (weder Zeichnungen noch Beschreibungen der Szenen).
Die Stirnwand (Westwand) zeigt - wie in der Oberen Kapelle - die Königin (Darstellung zerstört) vor Anubis (siehe unten Foto aus Werbrouck).
Das Tympanon zeigt in der Mitte eine Kartusche der Hatschepsut, eingerahmt auf beiden Seiten von "Dj anx-f". Darüber erstreckt sich schützend ein geflügelte Sonnenscheibe mit Uräen (= BHdtj). Die ganze Szene wird überdeckt von einer mit Sternen dekorierten Himmelhieroglyphe, die rechts und links jeweils durch ein "wAs"-Zeichen gestützt wird. Die ganze Szene wird von einer Farbleiter und einer Kette aus Kartuschen umschlossen.

Die Szene an der Westwand des letzten Raumes (Photo oben aus Werbrouck, 1949) zeigt Hatschepsut vor Anubis.

Die Dekoration der Seitenwände lässt sich auf dem Foto aus Werbrouck nicht erkennen.
 


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