Maat-ka-Ra Hatschepsut

last update: 22.12.2011
 

Neferu-Ra

 

Aus der Verbindung der Hatschepsut mit Thutmosis II. ist eine Tochter, die "Große Königstochter" Neferu-Ra belegt. Neferu-Ra ist auf zahlreichen Reliefs dargestellt und auf ebenso zahlreichen Statuen, hier vor allem mit ihrem Erzieher Senenmut.
So wie die vorangegangenen "Gottesgemahlinnen" das Amt auf ihre mutmaßlichen Töchter übertragen haben, so überträgt Hatschepsut dieses Amt noch zu Lebzeiten auch an ihre eigene Tochter Neferu-Ra. Diese wäre damit gleichzeitig zur zukünftigen "Königsgemahlin" des Thutmosis III. bestimmt worden. Ob diese Hochzeit jemals stattgefunden hat, wissen wir nicht, aber der Titel "hemet nisut weret (Hmt nswt wrt)", "Große Königsgemahlin" ist für sie bisher nicht belegt. In Djeser djeseru, wo sie als "Gottesgemahlin" (hemet netjer = Hmt nTr) an 3. Position hinter Hatschepsut und Thutmosis III. opfernd dargestellt ist, wird sie - bezogen auf Thutmosis III. - als "Königsschwester" (senet nisut = snt nswt) bezeichnet.

Hier auf einem Block (2. Register, Nr. 37) im Inneren des Sanktuars der Roten Kapelle ist eine Gottesgemahlin bei der "magischen Verbrennung" der Feinde Ägyptens dargestellt (die Feinde sind als gefesselte Gefangene auf den Fächern zu erkennen.
Der Name der Prinzessin ist hier nicht angegeben, aber der Titel der "Gottesgemahlin" ist hier 4x aufgeführt (z.B. links jeweils in Höhe der Unterschenkel, rechts jeweils in Kopfhöhe); da es sich andererseits nicht um eine Darstellung der Hatschepsut handelt, kann es sich bei der hier dargestellten "Gottesgemahlin" eigentlich nur um Neferu-Ra handeln.

  Zeichnung der Stele der Neferu-Ra aus Serabit el-Khadim, Sinai, aus dem Jahre 11 (Cairo JdE 38546; Sinai No. 179; aus: Dorman, P. F., The Career of Senenmut. in: Roehrig, C.H., Hatshepsut - From Queen to Pharao. MMA, New York 2005; S. 108; s. a. Černý, J, The Inscriptions of Sinai by Alan H. Gardiner and T. Eric Peet, London 1955)

Die Gottesgemahlin des Amun, Neferu-Ra, opfert vor der Göttin Hathor, der "Herrin des Türkis".
Die Beischrift zu Neferu-Ra lautet:
"Jahr 11 unter der Majestät der Gottesgemahlin des Amun, Neferu-Ra, der Leben, Dauerhaftigkeit, und Herrschaft gegeben sei, ewiglich".

Die Beischrift vor Hathor lautet:
"Geliebt von Hathor, Herrin des Türkis".

Dahinter Neferu-Ra steht Senenmut, einen Fächer haltend, die Beischrift zu ihm lautet:
"[Ihr] Haushofmeister, Senenmut".

Die Stele weist keine absichtlichen Beschädigungen auf, lediglich die Figur der Hathor hat, ebenso wie die Inschrift im unteren Teil der Stele, witterungsbedingt gelitten (Schulman, JARCE VIII, 1969-1970).

Das "Jahr 11 unter der Majestät der Gottesgemahlin Neferu-Ra" ist auf der Stele in den Türkisminen auf dem Sinai belegt (siehe oben), aber in der zweiten Grabanlage des Senenmut (TT353), deren Bau spätestens im Jahr 16 der Hatschepsut/Thutmosis III. begonnen wurde, wird Neferu-Ra dagegen nicht mehr erwähnt. Da es aus der Zeit danach keine direkten Belege mehr gibt, wird häufig vermutet, dass sie irgendwann zwischen den Jahren 11 bis 16 verstorben ist (siehe hierzu Datierung von TT353).
Dieser Vermutung widersprechen sowohl u. a. Dorman (1988) als auch Roehrig (1990) und verweisen auf mehrere überarbeitete Inschriften, die den Schluss zulassen, dass Neferu-Ra bis in die Zeit der Alleinherrschaft von Thutmosis III. als dessen Hauptgemahlin gelebt hat und im Jahr 23 möglicherweise Mutter seines ältesten Sohnes Prinz Amenemhat geworden war.
Dorman erwähnt hier u. a. die Kairener Stele CG 34013 (JdE 34642) aus dem Tempel des Ptah in Karnak. Die Stele soll an den Wiederaufbau und die erneute Widmung des Tempels an Ptah im Jahr 23 oder 24 des Thutmosis III. erinnern.

Lünette der Stele Kairo CG34013 (modifiziert aus Brandt, .J., The Monuments of Sethi I. Leiden-Boston-Köln 2000)

Die Stele zeigt den typischen Aufbau königlicher Stelen des Neuen Reiches (Klug, A., Königliche Stelen in der Zeit von Ahmose bis Amenhotep III., Turnhout 2002). Im oberen Teil der Lünette schwebt eine geflügelte Sonnenscheibe über dem Bild- und dem darunterliegenden Textfeld. Die Bilddekoration der Lünette ist symmetrisch aufgebaut und zeigt spiegelbildlich auf beiden Seiten Thutmosis III. opfernd vor der Statue des Ptah. In beiden Szenen wird Thutmosis von der "Gottesgemahlin" Sitiah begleitet. Die beiden Statuen des Ptah sind Rücken-an-Rücken dargestellt, zwischen ihnen verläuft ein Restaurierungstext von Sethi I.
Der Entdecker der Stele, Legrain, war überzeugt, dass der ursprüngliche Name der Königin hinter Thutmosis III. nicht "Sitiah" lautete. Er war sicher, in der Kartusche ein Ra und ein Nfr entziffern zu können. Vandersleyen bestätigte diese Lesung und glaubte, mehrere Nfr-Zeichen erkennen zu können. Er schlug daher die Lesung Nfr.w-Ra vor. Da die Stele die Ereignisse aus dem Kriegszug gegen Megiddo im Jahr 22-23 beschreiben, könnte das bedeuten, dass Neferu-Ra ihre Mutter um 2 Jahre überlebt hat.

Piccione (2003) hat diese Stele erneut untersucht und über ihre Überarbeitungen berichtet. Er erkennt eine 3-fache Überarbeitung der Stele, die 1. erfolgte während der Regierungszeit von Thutmosis III., die 2. in der Amarnazeit, und schließlich wurden die Amarna-Schäden der Stele unter Sethi I. restauriert. In der Amarnazeit wurde die Lünette fast vollständig ausgetilgt, lediglich die geflügelte Sonnenscheibe, große Teile der beiden weiblichen Figuren, und die Areale hinter diesen wurden nicht angetastet.
 
Die Zeichnungen oben (aus Piccione, 2003) zeigen die Ausschnitte von beiden Seiten der Lünette. Piccione identifizierte hier Änderungen an der Erscheinung der Königin und ihrer Kartusche. Bei der Restauration unter Sethi I. wurde bei beiden Darstellungen der Königin die Geierhaube unvollständig wieder hergestellt, und bei der linken Figur wurde auch der Modius vergessen.
Bedeutsamer sind die Änderungen in den Kartuschen der Königin. Die Beischrift zu beiden Figuren lautet: "Hm.t nTr [%A.t-iaH] anx.ti - (Die) Gottesgemahlin [Satiah], sie möge leben". Hier ist festzuhalten, dass Satiah auf keinem weiteren Denkmal als "Hm.t nTr"  bezeichnet wird, was zu dem Schluss führt, dass dieser Titel auf die ursprüngliche Königin verweist!
In beiden Kartuschen sind zwei Versionen des Namens %A.t-iaH zu erkennen, die erste wurde bei der Usurpation der Stele unter Thutmosis III. erstellt und unter Echnaton gelöscht, die zweite Version wurde unter Sethi I. wieder hergestellt. Diese Änderungen sind deutlich anhand des ursprünglichen Mond-Zeichens [ iaH] erkennbar. 
In beiden Kartuschen sind darüber hinaus Reste von mehreren nfr-() und einem Ra-()-Zeichen erkennbar. Es erscheint somit anhand des Titels "Gottesgemahlin und der Überreste der Zeichen eindeutig, dass der ursprüngliche Name in der Kartusche der der Gottesgemahlin Neferu-Ra war: .
Im Textteil unter der Lünette erwähnt Thutmosis III. in Zeile 9 seine Rückkehr aus dem ersten siegreichen Feldzug gegen Palästinan im Jahr 23 seiner Regierungszeit. Die siegreiche Rückkehr ist der Anlass für die Opferstiftungen für Amun-Ra, Ptah, und Hathor, die auf der Stele erwähnt sind - die Stele kann somit nicht vorher aufgestellt worden sein.
Daher muss davon ausgegangen werden, dass Neferu-Ra im Jahr 23 noch lebte.

Die Kairener Stele CG 34105, ein Fragment aus dem Totentempel des Thutmosis III., zeigt den König beim Opfer vor Amun begleitet von einer Königin, die bezeichnet wird als "Große königliche Gemahlin, die er liebt, Herrin von Ober- und Unterägypten, Isis" (offensichtlich seine Mutter). Diese Titel sind für Isis anderweitig nicht belegt und ihr Name ist offensichtlich nachträglich in die Kartusche eingearbeitet worden.
Nach Dorman berichtet Weigall in seiner ersten Publikation der Stele, dass er noch ein Ra als ersten Teil der Namens in der Kartusche lesen konnte. Auch hier wurde vermutet, dass der ursprüngliche Name Neferu-Ra gelautet haben könnte.
Piccione (2003) identifiziert hier aber als ursprünglichen Namen den der Merit-Ra.

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Historie Genealogie Gottesgemahlin Regentin Pharao Ende

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